Stimmritzenkrampf

[42] Stimmritzenkrampf (Glottiskrampf, auch Asthma der Kinder, Laryngospasmus infantilis, Asthma laryngeum, Laryngismus stridulus), krampfhafte Zusammenziehung der Muskeln, welche[42] die Stimmritze verschließen, beruht auf einem krampfhaften Erregungszustande der Nerven, die jene Muskeln innervieren. Der S. kommt am häufigsten bei Kindern im Alter von 6 Wochen bis 2 Jahren vor, jedoch auch bei Erwachsenen. In manchen Fällen scheint die Anlage zum S. angeboren zu sein, da in einzelnen Familien fast alle Kinder daran erkranken. Oft ist S. mit Rachitis verbunden, oft mit verschiedenen Erkrankungen des Nervensystems (Gehirnwassersucht, Tetanie, Epilepsie, Hysterie). Der S. tritt in Anfällen auf, zwischen denen freie Pausen liegen. Beim Anfall zeigt sich eine plötzlich auftretende, mit langgezogenem, pfeifendem Einatmungsgeräusch einhergehende Atemnot, bei der das Kind voll der höchsten Angst und Unruhe ist, im Gesicht blau wird und angestrengte Einatmungsbewegungen macht. Husten, Heiserkeit und Fieber fehlen dabei. Ist der Krampf vorüber, und hat das Kind seine Angst vergessen, so ist wieder vollständiges Wohlbefinden da. Manchmal sind krampfhafte Zuckungen der Gesichts- und Gliedmaßenmuskulatur mit den Anfällen von S. verbunden. Die Anfälle treten in verschiedenen Zeiträumen auf; oft wiederholen sie sich erst nach acht und mehr Tagen, in schlimmen Fällen folgen sie schneller auseinander. Immer bleibt große Neigung zu Rückfällen zurück, die man selbst dann noch zu fürchten hat, wenn das Kind monatelang frei geblieben ist. Selten tritt der S. nur in einem Anfall auf und kehrt nie wieder. Der Krankheitsanfall geht meist binnen wenigen Sekunden oder Minuten vorüber, endet aber auch manchmal mit dem plötzlichen Tode der Kinder durch Erstickung. Sobald sich ein Anfall einstellt, soll man das Kind ausrichten, ihm Wasser in das Gesicht spritzen, kühle Luft zufächeln, den Rücken reiben, auch ist es gut, einen Senfteig, sobald der Anfall eintritt, in die Magengrube zu legen. Zur Herabsetzung der übergroßen Reflexerregbarkeit der Nerven dient Bromkalium und Chloralhydrat. In der freien Zwischenzeit muß man alle Unregelmäßigkeiten der Verdauung beseitigen, für zweckmäßige Ernährung sorgen und die Grundkrankheiten bekämpfen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 42-43.
Lizenz:
Faksimiles:
42 | 43
Kategorien: