Auerochs

[82] Auerochs (Auer, Bos primigenius Bojan.), der Urus, Ur des Nibelungenliedes, poln. Tur, fälschlich Bison genannt, Wiederkäuer aus der Gattung Rind (Bos) im engern Sinn, ist ausgestorben, lebte aber zu Cäsars Zeit und auch noch im Mittelalter in Deutschland und England, im 14. Jahrh. z. B. noch in Pommern neben dem Wisent. Er hatte das Ansehen des Ochsen, war untersetzt gebaut, schwarz mit einem weißlichen Streifen auf dem Rückgrat, mähnenlos und mit großem Gehörn, das wie beim ungarischen oder römischen Ochsen vorwärts und dann aufwärts gekrümmt war. Nach Cäsar soll er fast di Größe des Elefanten erreicht haben. Er war sehr schnell, wild und wütend, und seine Jagd galt unter den Deutschen als die rühmlichste. Das Fleisch wurde gegessen. Gürtel aus dem Leder des Auerochsen galten als sehr kostbar und wurden von den FFrauen getragen, die Hörner faßte man in Silber und benutzte sie als Trinkgefäße. Man hielt die Auerochsen auch in königlichen Parken und paarte sie mit zahmen Kühen; die Jungen wurden dann aber nicht von den Auerochsen in der Herde geduldet, und die Kälber dieser Bastarde kamen tot auf die Welt. Zuletzt scheint der A. in Masovien gelebt zu haben. Vom 17. Jahrh. an werden die Nachrichten über den Auerochsen unsicher, und später hat man ihn allgemein mit dem Wisent (s. d.) verwechselt. Über das Verhältnis des Auerochsen zu den domestizierten Rassen des Rindes s. Rind.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 82.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: