Aufliegen [1]

[93] Aufliegen (Durchliegen, Decubitus), brandiges Absterben der Haut an Stellen, die länger dauerndem Druck ausgesetzt sind, wird verursacht durch mangelhafte Blutzirkulation an der gedrückten Stelle, auch durch aufgehobenen Nerveneinfluß und die zur Ernährung der Gewebe ungenügende Blutbeschaffenheit. Das A. pflegt bei Kranken einzutreten, die lange Zeit auf einer und derselben Stelle liegen müssen, besonders in der Kreuzbeingegend, auf den großen Rollhügeln des Gefäßes, an den Fersen, seltener in der Gegend der Schulterblätter, also an Stellen, die mit wenig Fettpolster versehen und unmittelbar über Knochen gelegen sind. Am schnellsten und schlimmsten entwickelt sich das A. bei schwächenden Krankheiten wie Typhus und bei schweren Rückenmarksleiden. An der betreffenden Hautstelle bildet sich nach anfänglicher Rötung ein Geschwür, das meist unter starken Schmerzen sich ausbreitet und vertieft, manchmal sehr groß wird und zum Tode führen kann. Zur Verhütung ist nach Möglichkeit häufiger Lagewechsel erforderlich; die Unterlagen müssen glatt und faltenlos sein; am besten sind mit Wasser gefüllte Gummimatratzen, auch die (billigen) Hirsespreukissen sind empfehlenswert. Durch Luftkissen in Ringform kann man gefährdete Stellen entlasten. Wichtig ist größte Reinlichkeit und häufiges Nachsehen der bedrohten Stellen, die, wenn schon gerötet, mit Kampferspiritus öfters am Tage zu waschen und mit einem Bleipflaster zu schützen sind. Offene Stellen müssen antiseptisch gewaschen (2proz. Karbolwasser) und verbunden (Vorsalbe) werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 93.
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