Aussig

[153] Aussig, Stadt im nördlichen Böhmen, links an der Elbe, in die hier die Biela mündet, in romant scher, fruchtbarer Gegend 140 m ü. M. gelegen, Knotenpunkt der Eisenbahnlinien Prag-Bodenbach, A.-Teplitz, A.-Bilin und durch Zweigbahn mit der Nordwestbahn Wien-Tetschen verbunden, hat ein Rathaus, eine Stadtkirche mit Madonnenbild von Carlo Dolce, ein Denkmal Josephs II. und (1900) 37,265 (meist deutsche) Einw. Handel und Industrie von A. sind sehr bedeutend. A. hat eine große chemische Fal rik (2600 Arbeiter), das größte derartige Etablissement Österreichs, ferner ansehnliche Fabriken für Damenkleiderstoffe, Maschinen, Glas, Tonwaren. Lacke, Öl, Seife, Kerzen, Zuckerraffinerie, Bierbrauerei, Gerbereien und Schiffbauanstalten. A. ist ein wichtiger Zentralpunkt des nordböhmischen Verkehrs; es hat zwei Elbhäfen, ist Station der Elbdampfschiffahrt mit großen Umschlagplätzen. Die wichtigsten Handelsartikel sind Braunkohle (1901 wurden hier 1,99 Mill. Ton. verschifft) und Zucker (295,000 T.). A. ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und Hauptzollamts und hat ein Kommunal-Obergymnasium, eine Handelsakademie, Museum, Krankenhaus, Gas- und Wasserleitung, Elektrizitätswerk und elektrische Straßenbahn. Oberhalb der Stadt liegt die Ferdinandshöhe mit schöner Aussicht und am rechten Ufer der Elbe, 3 km oberhalb A., auf steilem Felsen die malerische Ruine Schreckenstein. über dieser die Hohe Wostrey (585 m). – Die Stadt, seit Ottokar II. königliche Stadt, 1282 an Brandenburg verpfändet, aber bald zurückerworben, wurde in der Hussitenzeit an Meißen verpfändet und 1426, von den Hussiten zerstört. 1538 eingeäschert, erhielt A. als »allzeit getreue Stadt« 1547 Sitz und Stimme im Landtag. 1639 ward A. von den Schweden unter Banér erobert. A. ist der Geburtsort des Malers Raphael Mengs. Vgl. Feistner, Geschichte der königlichen Stadt A., bis 1547 (Reichenberg 1883); »Urkundenbuch der Stadt A. bis zum Jahre 1526« (Prag 1896). Wagner, A. und seine Umgebung (Aussig 1902, 2 Tle.); Moißl, Der politische Bezirk A. (das. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 153.
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