Bél

[580] Bél (spr. bēl), 1) (Belius) Matthias, ungar. Geschichtschreiber, geb. 24. März 1684 in Ocsowa bei Neusohl, gest. 29. Aug. 1749 in Preßburg, studierte in Halle Medizin, dann Theologie, ward Lehrer am Waisenhaus und übersetzte asketische Schriften Freilingshausens und Arnds ins Ungarische und Böhmische. Seit 1708 Rektor der evangelischen Schule zu Neusohl, gab er das Neue Testament in böhmischer Sprache (Halle 1709) heraus, ward 1714 Rektor zu Preßburg und 1719 Prediger der dortigen evangelisch-deutschen Gemeinde. 1721 gab er die erste regelmäßig erscheinende ungarländische Zeitung »Nova Posoniensia« heraus. 1722 erschien »Die ganze Bibel in-böhmischer Sprache«, 1724 Castellios lateinische Übersetzung des Neuen Testaments und eine »Ethica Davidico-Salomonea«. Obwohl von dem katholischen Klerus wegen seiner Ausgabe der »Nachfolge Christi« von Thomas a Kempis angefeindet, behauptete er sich auf seinem Posten, wurde vom Kaiser Karl VI. zu seinem Geschichtschreiber ernannt und geadelt. Besondere Verdienste erwarb sich B. um die Geschichte, Geographie und Statistik seines Vaterlandes, was ihm auch die Mitgliedschaft der Akademien von St. Petersburg, London und Berlin eintrug: man nannte ihn den gelehrtesten Ungarn des 18. Jahrhunderts. Von Wert sind die Schriften: »De vetere literatura hunno-scythica exercitatio« (Leipz. 1718); »Apparatus ad historiam Hungariae« (Posen 1735–46);[580] »Hungariae antiquae et novae prodromus« (Nürnb. 1723), der Vorläufer seines Hauptwerks: »Notitia Hungariae novae historico-geographica« (Wien 1735–42,4 Bde.; die nach seinem Tod erschienene, bald vergriffene 1. Hälfte des 5. Bandes ließ Graf Eugen Zichy 1893 neu auslegen). Vgl. Haan, Bel, Matthias (ungar., Budapest 1879).

2) Karl Andreas, Historiker, Sohn des vorigen, geb. 13. Juli 1717 in Preßburg, studierte in Altorf, Jena und Straßburg, wurde 1743 Professor der Dichtkunst zu Leipzig, erhängte sich aus Schwermut 5. April 1782. Er schrieb: »De vera origine et epocha Hunnorum, Avarum, Hungarorum in Pannonia« (Leipz. 1757), »De Maria Hungariae regina comment. hist. crit.« (das. 1742) und »De Maria Hungariae non rege sed regina« (das. 1741) u. a. und redigierte die »Acta Eruditorum« und die »Leipziger gelehrte Zeitung« von 1753–81.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 580-581.
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