Bütschli

[661] Bütschli, Otto, Zoolog, geb. 3. Mai 1848 in Frankfurt a. M., studierte am Polytechnikum in Karlsruhe und in Heidelberg, widmete sich dann der Zoologie, arbeitete 1869 bei Leuckart in Leipzig, habilitierte sich 1876 an der technischen Hochschule in Karlsruhe und wurde 1878 Professor der Zoologie in Heidelberg. B. arbeitete über Entwickelungsgeschichte der Insekten, Würmer und Gastropoden, lieferte auch anatomisch-systematische Arbeiten über Nematoden und andre Würmer und in seinen »Studien über die Zellteilung, die ersten Entwickelungsvorgänge der Eizelle und die Konjugation der Infusorien« (Abhandlungen der Senckenbergschen Gesellschaft, Frankf. 1876) die Grundlage unsrer heutigen Kenntnisse der Kern- und Zellteilung. Er deutete die Befruchtungs- und Kopulationserscheinungen als eine Verjüngung der Zelle, besonders ihres Kernes. Dem Protoplasma schrieb er die Struktur eines mikroskopisch seinen Schaumes zu, und an künstlich dargestellten Schäumen beobachtete er Bewegungen, die mit den amöboiden des Protoplasmas große Ähnlichkeit haben. 1890 suchte er nachzuweisen, daß die Bakterien einen Kern besitzen, welcher die Hauptmasse des Körpers bildet. Seine neuern Arbeiten behandeln die mikroskopische Struktur quellbarer und nichtquellbarer Kolloide, den feinern Bau der Sphärokristalle und Kristalle, die Quellung künstlicher Stärkekörner u. a., die Möglichkeit der physikalisch-chemischen Erklärung der Lebenserscheinungen. Er schrieb: »Protozoen« (Bd. 1 der 2. Aufl. von Bonus »Klassen und Ordnungen des Tierreichs«, Leipz. 1880 bis 1889); »Untersuchungen über mikroskopische Schäume und das Protoplasma« (das. 1892); »Weitere Ausführungen über den Bau der Cyanophyzeen und Bakterien« (das. 1896); »Untersuchungen über Strukturen« (das. 1898); »Untersuchungen über Mikrostrukturen des erstarrten Schwefels« (das. 1900); »Untersuchungen über die Mikrostruktur künstlicher und natürlicher Kieselsäuregallerten« (Heidelb. 1900); »Mechanismus und Vitalismus« (Leipz. 1901); »Untersuchungen über Amylose« (Heidelb. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 661.
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