Kolloïde

[271] Kolloïde, Körper, die nicht oder sehr schwer kristallisieren und in Lösungen zwar vollkommen analog den Kristalloiden, aber außerordentlich langsam diffundieren (vgl. Osmose). Kolloidale Lösungen geben namentlich Kieselsäure, Tonerde, Eisenoxyd und viele andre Metalloxyde, Dextrin, Gummi, Karamel, Tannin, Eiweiß, Leim, auch manche Elemente, wie Selen, Silber, Gold, Platin. Das gelöste Kolloid (Sol) wird durch Elektrolyte gefällt und scheidet sich in gelatineartigem Zustand (Gel) aus. Das Verhalten der kolloidalen Lösungen führt zu der Annahme, daß sie keine wahren Lösungen sind, sondern Pseudolösungen, d. h. äußerst seine Suspensionen, wie z. B. flüssige Tusche, bei der seine Kohlepartikelchen in leimhaltiger Flüssigkeit schweben. Beim Durchleiten eines intensiven Lichtstrahles im dunkeln Zimmer sieht man deshalb in den meisten Fällen eine Trübung, bedingt durch das von den Partikelchen reflektierte Licht, das sich polarisiert erweist. Kolloidale Lösungen von Gold, Platin etc. können erhalten werden, indem man zwischen Elektroden aus diesen Metallen unter Wasser einen Lichtbogen herstellt. Die Metalldämpfe werden sofort kondensiert zu äußerst kleinen Stäubchen, die in der Flüssigkeit suspendiert bleiben. Auch das rote Rubinglas ist eine (erstarrte) kolloidale Lösung von Gold in Glas. Durch seitliche Beleuchtung mit intensivem Licht unter stark vergrößernden Mikroskopen kann die Anwesenheit der Goldpartikelchen erkannt und deren Größenordnung bestimmt werden. Die kleinsten haben etwa 1 Millionstel Millimeter Durchmesser. Über die Enzymwirkung kolloidaler Lösungen s. Fermente. Vgl. A. Müller, Die Theorie der K. (Wien 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 271.
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