Bagno [1]

[268] Bagno (ital., spr. banjo, »Bad«), Name der berüchtigten, die im Mittelalter gebräuchlichen Galeeren ersetzenden Strafanstalten in Frankreich, bezeichnete ursprünglich die Bäder des Serails zu Konstantinopel, bei denen sich ein Sklavengefängnis befand. Als Strafanstalten wurden die Bagnos 1748 eingeführt. Das erste war das zu Toulon, dem 1750 das zu Brest, 1767 das zu Rochefort folgte. Unter Ludwig XIV. befanden sich nicht bloß schwere Verbrecher, sondern auch viele Protestanten und politisch mißliebige Personen darin. Auf der rechten Schulter gebrandmarkt und bei Tag und Nacht an Ketten geschlossen, wurden die Sträflinge zu den niedrigsten Arbeiten verwendet. Die Revolution ließ die Bagnos zwar fortbestehen, milderte jedoch die Strafe und bezeichnete sie als »Zwangsarbeit auf Lebenszeit«. Die Sträflinge wohnten in großen, massiven Gebäuden, in Rochefort auch in schwimmenden Gefängnissen. Sie wurden, z. T. gegen Lohn, mu Handarbeiten beschäftigt. Die Nahrung war dürftig, die Disziplin hart. Nachdem schon 1832 die Brandmarkung abgeschafft war, wurde unter Napoleon III. die Bagnostrafe in Deportation nach den Strafkolonien Cayenne etc. verwandelt; das letzte B. war das in Toulon. Dem B. entspricht jetzt die Zuchthausstrafe. Vgl. d'Haussonville, Les établissements pénitentiairesen France et aux colonies (Par. 1875); Zaccone, Histoire des bagnes (das. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 268.
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