Rochefort [1]

[35] Rochefort (spr. rosch'fōr), 1) (R.-sur-Mer) Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Niedercharente, am rechten Ufer der Charente, 19 km von deren Mündung in den Atlantischen Ozean, und an den Staatsbahnlinien Nantes-La Rochelle-Bordeaux, Aigrefeuille-R. und R.-Le Chápus gelegen, Kriegshafen, Flottenstation und Festung ersten Ranges, ist von der Seeseite durch mehrere Forts und Batterien gedeckt. Die Stadt ist modern und regelmäßig gebaut, hat einen Platz Colbert oder Waffenplatz mit Fontäne, eine Kirche St.-Louis (1835) mit Glasmalereien, ein neues Lyzeumsgebäude, öffentliche Anlagen und einen Botanischen Garten. Die Bevölkerung beträgt (1901) 35,669 Seelen. Die Industrie ist durch Getreidemühlen, Fabrikation von Konserven, Branntwein, Kerzen, Tonwaren u.a. vertreten. Der Hafen von R. ist Schiffen von jedem Tonnengehalt zugänglich und besteht aus dem 1,5 km langen Kriegs- und dem Handelshafen (Cabane Carrée) nördlich von der Stadt, welch letzterer drei Bassins umfaßt. Mit dem Kriegshafen stehen ein großes Marinearsenal (2600 Arbeiter) mit Schiffswerften, Kesselschmieden, Eisengießereien, Seilereien und andern Werkstätten, ferner ausgedehnte Magazine für Marinebedürfnisse, eine Modellsammlung für das Seewesen, eine Waffensammlung und eine Marinebibliothek (4000 Bände) in Verbindung. Nördlich von der Stadt befindet sich das 1783 bis 1788 erbaute Marinehospital (800 Betten) mit einer Schule für Schiffsärzte und Bibliothek (10,000 Bände) und einem artesischen Brunnen von 856 m Tiefe. Im Handelshafen von R. sind 1901: 136 Schiffe (davon 133 beladen) von 110,883 Ton. im internationalen Verkehr und 655 Schiffe von 48,668 T. im Küstenverkehr eingelaufen. Die Hauptartikel der Einfuhr sind: Kohlen (1901: 123,811 T. aus Großbritannien), Phosphate (aus Belgien), Schwefelkies (aus Portugal), Holz (aus Deutschland, Nordeuropa und Amerika). R. hat ein Lyzeum, eine nautische Schule, eine Zeichen- und Bauschule, eine Kommunalbibliothek (13,000 Bände) und eine Ackerbaukammer. Es ist Sitz eines Marinepräfekten, eines Marinetribunals, eines Handelsgerichts sowie mehrerer Konsuln auswärtiger Staaten. R., bis 1665 ein bloßes Fort, wurde von Ludwig XIV. erbaut und von Vauban stark befestigt. Hier wollte sich Napoleon I. nach seiner Niederlage bei Waterloo einschiffen, mußte sich aber 15. Juli 1815 an das englische Linienschiff Bellerophon ergeben. – 2) Marktflecken und besuchte Sommerfrische in der belg. Provinz Namur, Arrond. Dinant, an der L'Homme und der Staatsbahnlinie Jemelle-Dinant und der Nebenbahn R.-Wellin, 189 m ü. M., mit einer romanischen Kirche, Schloßruine, Rathaus, Staats-Knabenmittelschule, Marmorbrüchen und (1905) 3187 Einw.; ehemals Hauptstadt der Ardennengrafschaft. In den Kalkmulden der Umgegend befinden sich merkwürdige Höhlen (ausgezeichnet die »Grotte de R.« in R. selbst).[35]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 35-36.
Lizenz:
Faksimiles:
35 | 36
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika