Dinant

[15] Dinant (spr. -nāng), Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Namur, rechts an der Maas, Knotenpunkt an der Eisenbahn Namur-Givet, liegt malerisch zwischen terrassierten steilen Felsen und der Maas eingeklemmt. Auf der Höhe über der Maas liegt die ehemalige Zitadelle (seit 1878 Privatbesitz), zu der eine Treppe von 408 Stufen hinausführt. Die Stadt hat eine gotische Liebfrauenkirche aus dem 13. Jahrh., mit 68 m hohem Turm, ein altes Rathaus, ein stattliches Gerichtsgebäude und (1902) 7551 Einw., die nicht unbedeutende Industrie (Tapeten, Leder, Seife, Eisen- und ehemals berühmte Kupferwaren) und einigen Handel treiben. In Ruf stehen die Conques de D., eine Art Lebkuchen aus Spelzmehl und Honig. D. hat Staats-Mittelschulen für Knaben und Mädchen, eine Kommunal-Mittelschule und ein Tribunal. Unter den sonderbar gestalteten Felsen der Umgebung zeichnet sich die Roche Bayard aus; sehenswert ist auch der Fonds de Lesse, ein enges Felsental mit vielen Wassermühlen. – Schon im 11. Jahrh. ein wichtiger Handelsplatz, seit dem 12. Jahrh. Mittelpunkt einer in Europa berühmten Kupfer- und Messingindustrie, seit dem 14. Jahrh. Mitglied der Hansa, war D. im Mittelalter oft der Schauplatz heftiger sozialer Wirren, auch blutiger Kämpfe mit den Lütticher Bischöfen und der Nachbarstadt Bouvignes. 1466 ward D. von Karl dem Kühnen von Burgund, später (so 1554, 1675 und 1794) mehrmals von den Franzosen erobert und zerstört. Die seit 1815 neuerrichteten Befestigungen dienen jetzt nicht mehr zu Verteidigungszwecken. Vgl. Pirenne, Histoire de la constitution de la ville de D. au moyen-âge (Gent 1889); Hachez, Histoire de D. (Cour-St.-Etienne 1894–96, 2 Bde.); St. Bormans und L. Lahaye, Cartulaire de la commune de D. (Namur 1880–1899, 5 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 15.
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