Barrièretraktat

[396] Barrièretraktat (»Grenzschutzvertrag«), der Vertrag, den die Niederlande zur Sicherung ihrer Grenzen gegen Frankreich im Haag 9. Okt. 1709 mit England schlossen, wodurch sie das Besatzungsrecht in den vornehmsten Grenzfestungen und andern befestigten Plätzen der spanischen Niederlande erhielten. Nach der Beendigung des Spanischen Erbfolgekriegs wurde[396] zu Antwerpen 15. Nov. 1715 dieser Vertrag durch einen neuen zwischen den Niederlanden und Österreich ersetzt, wonach die Republik in Namur, Tournay, Menin, Furnes, Warneton, Ypern und Fort Knocke ausschließlich, in Dendermonde gemeinschaftlich mit Österreich Besatzungen haben sollte. Die Plätze hießen Barrierefestungen. Zur Erhaltung dieser Plätze gab Österreich jährlich 500,000 Tlr. Sie wurden aber sehr schlecht unterhalten. Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–48) wurden ste sämtlich von den Franzosen erobert und größtenteils geschleift. Nach wiederholten Zwistigkeiten zwischen Österreich und der Republik wurde der Vertrag von Joseph II. 1781 eigenmächtig aufgehoben. Die Generalstaaten, damals in den englisch-amerikanischen Krieg verwickelt, mußten der Gewalt weichen, die Barriereplätze räumen und 1785 förmlich auf ihr Besatzungsrecht verzichten. Nach 1815 fielen die meisten der frühern Barriereplätze an die Niederlande, später an Belgien und wurden nach Errichtung der Festung Antwerpen geschleift. Vgl. Willequet, Histoire du système de la Barrière (Brüssel 1847).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 396-397.
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