Barrière

[396] Barrière (spr. -rĭǟr'), 1) Jean François, franz. Schriftsteller, geb. 12. Mai 1786 in Paris, gest. daselbst 22. Aug. 1868, wurde in der Verwaltung der Seinepräfektur Divisionschef, aber 1848 pensioniert. B. entfaltete eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit, erst besonders als Mitarbeiter verschiedener Zeitungen, dann als Verfasser größerer Werke: »Tableaux de genre et d'histoire« (Par. 1828); »La cour et la ville sous Louis XIV, Louis XV et Louis XVI« (1829). Dazu veröffentlichte er die »Mémoires de Mme. Campan« (1823, 2 Bde.) nebst deren Werken; die »Mémoires du comte Loménie de Brienne« (1828, 2 Bde.) mit dem »Essai sur les mœurs et les usages du XVII. siècle«; endlich mit Saint-Albin Berville die »Collection de mémoires relatifs à la Révolution française« (1822 ff., 47 Bde.) und allein die »Bibliothèque des mémoires relatifs an XVIII. siècle« (1846–64, 29 Bde.).

2) Théodore, namhafter franz. Dramatiker, geb. 1823 in Paris, gest. daselbst 16. Okt. 1877, machte gleich mit seinem ersten Stück: »Rosière et nourrice«, das 1843 im Palais Royal zur Ausführung kam, Glück. Er trat darauf mit andern schon bekannten Dramatikern in Verbindung und bereicherte seitdem die französische Bühne mit mehr als 50 Theaterstücken, die z. T. sehr beifällige Aufnahme fanden. Den meisten Erfolg hatten seine »Filles de marbre« (mit Thiboust, 1853), ein Seitenstück zur »Dame aux camélias« von Dumas, und vor allen sein Meisterwerk: »Les faux bonshommes« (mit Capendu, 1856; u. d. T.: »Die falschen Biedermänner« auch in Deutschland bekannt), eins der schärfsten dramatischen Sittengemälde, das die Literatur des zweiten Kaiserreiches hervorgebracht hat. Von seinen übrigen Dramen sind die bekanntesten: »Cendrillon« (1859), der Einakter »Le feu an couvent« (1860), »L'ange de minuit« (phantastisches Drama, mit E. Plouvier, 1861), die Posse »Les jocrisses de l'amour« (mit Thiboust, 1865), das Schauspiel »Malheur aux vaincus« (unter dem Kaiserreich verboten). Er schuf den Typus des Räsonneurs, der wie ein moralisierender Chorus die Handlung begleitet; sein »Desgenais« blieb das anerkannte Muster dieser dankbaren Theaterfigur.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 396.
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