Bhopal

[810] Bhopal, Vasallenstaat der britisch-ind. Provinz Zentralindien, zwischen 22°32´-23°46´ nördl. Br. und 76°25´-78°50´ östl. L., 17,745 qkm mit (1891) 952,486 Einw. (747,004 Hindu, 82,164 Mohammedaner, 119,418 Ureinwohner). Das vom Windhyagebirge durchzogene Land bildet eine Hochebene (bis 800 m); der südliche Teil reicht ins Tal der die Südgrenze bildenden Narbada. Je eine Eisenbahn zieht zur Linie Bombay-Allahabad und zur Gangesbahn. Die mohammedanische Fürstin (Begum) hat 268,000 Pfd. Sterl. Einkünfte, zahlt 20,000 Pfd. Sterl. Tribut, ist aber in der Gerichtsbarkeit völlig unbeschränkt und unterhält ein Heer von 3200 Mann mit 57 Geschützen, das in Sihor (36 km westlich der Stadt B.), dem Sitz der britischen Agentschaft B. (22,582 qkm mit [1901] 2,006,859 Einw.), stationiert ist. – Ein afghanischer Statthalter des Großmoguls machte sich 1723 als Naib von B. unabhängig. 1755 riß ein Vetler des damaligen Naib die Herrschaft an sich. Unter seinem Nachfolger Nasir Mohammed gewann im ersten Viertel des 19. Jahrh. ein Franzose großen Einfluß; er führte alle Verhandlungen mit Britisch-Indien und hinterließ seinen Nachkommen weite Besitzungen. Sie blieben Christen, vermischten sich jedoch durch Heirat mit den Eingebornen; sie wuchsen mu ihren Angehörigen zu einer Kolonie von einigen hundert Köpfen an, wurden von der französischen Mission mit einem Geistlichen versehen, nannten sich Abkömmlinge der Bourbonen illegitimer Herkunft und nahmen ihr Wappen an. Die Regierung von B. führte 1818–68 die tatkräftige Sikander Begum, seitdem ihre Tochter Schah Dschehan. – Die Hauptstadt B., an der Betowa, Bahnstation, mit (1891) 70,338 Einw., hat eine starke Stadtmauer mit Fort; außerhalb liegt das Fort Fatchgarh, die Residenz der Herrscherin, mit großem künstlichen See, der nebst einem kleinern die Wasserwerke der Stadt versorgt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 810.
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