Franzos

[4] Franzos, Karl Emil, Schriftsteller, geb. 25. Okt. 1848 in einem Forsthaus Russisch-Podoliens als der Sohn eines israelitischen Bezirksarztes, gest. 28. Jan. 1904 in Berlin, verbrachte seine Kinderjahre in dem polnisch-jüdischen Czortkow (dem »Barnow« seiner Novellen) in Galizien, bezog nach dem frühen Tode seines Vaters das deutsche Gymnasium zu Czernowitz und studierte 1867–72 in Wien und Graz die Rechte. 1872–76 bereiste er ganz Mitteleuropa, Rußland, die Türkei, Kleinasien und Ägypten, schlug 1877 in Wien seine Heimstätte auf, wo er 1882–85 die »Neue Illustrierte Zeitung« redigierte, und siedelte hierauf nach Berlin über, wo er die von ihm 1886 begründete Halbmonatsschrift »Deutsche Dichtung« herausgab. F. führte sich zunächst mit den Novellen: »Halbasien. Kulturbilder aus Galizien, der Bukowina, Südrußland und Rumänien« (Leipz. 1876; 4. Aufl., Berl. 1901, 2 Bde.) ein, die in glänzender Weise die bunten Eindrücke seiner Jugend zu einem großen Kulturbild zusammenstellen und in fast alle europäischen Sprachen übersetzt wurden. Als Fortsetzung dazu erschienen: »Vom Don zur Donau. Neue Kulturbilder aus Halbasien« (Leipz. 1878; 2. Aufl. 1890, 2 Bde.) und »Aus der großen Ebene« (Stuttg. 1888; 2. Aufl. 1897, 2 Bde.). Daneben schrieb er: »Die Juden von Barnow«, Novellen (Stuttg. 1877; 6. Aufl., Berl. 1899); »Junge Liebe«, zwei Geschichten (Bresl. 1878, 4. Aufl. 1884); »Stille Geschichten« (Dresd. 1880, 3. Aufl. 1883); die Erzählung: »Moschko von Parma« (Bresl. 1880, 3. Aufl. 1898) und den Roman »Ein Kampf ums Recht« (das. 1881, 2 Bde.; 4. Aufl. 1901); »Mein Franz«, Novelle in Versen (Leipz. 1883); »Der Präsident« (Berl. 1884, 3. Aufl. 1896); »Die Reise nach dem Schicksal« (Stuttg. 1885); »Tragische Novellen« (das. 1886, 2. Aufl. 1895); »Der Schatten« (das. 1888); »Judith Trachtenberg«, Roman (Bresl. 1890, 4. Aufl. 1893); »Der Gott des alten Doktors« (Berl. 1892); »Der Wahrheitsucher«, Roman (Jena 1894, 2 Bde.; 3. Aufl. 1896); »Ungeschickte Leute« (das. 1894); »Der kleine Martin« (Berl. 1896); »Leib Weihnachtskuchen und sein Kind« (das. 1896); »Allerlei Geister« (das. 1897); »Mann und Weib« (das. 1899) sowie »Deutsche Fahrten«, Wanderbilder (1. Reihe: Aus Anhalt und Thüringen, das. 1903), Werke, die sich meist durch eine gute Form und spannende Handlung auszeichnen. Er gab auch »Georg Büchners sämtliche Werke und handschriftlichen Nachlaß« (Frankf. a. M. 1879) sowie ein »Deutsches Dichterbuch aus Österreich« (Leipz. 1883) und »Die Suggestion und die Dichtung«, mehrere Gutachten (Berl. 1892) sowie die »Geschichte des Erstlingswerks« (Leipz. 1894), mit den Berichten zahlreicher zeitgenössischer Schriftsteller, heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 4.
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