Boissy d'Anglas

[170] Boissy d'Anglas (spr. bŭassi danglá), 1) François Antoine, Graf von, franz. Staatsmann, geb. 8. Dez. 1756 in St.-Jean-le-Chambre (Ardèche), gest. 20. Okt. 1826 in Paris, wurde Advokat und war 1789 Maître d'Hôtel beim Grafen von Provence. Zum Deputierten des dritten Standes gewählt, gehörte er in der Nationalversammlung und im Konvent zu den Gemäßigten, nahm aber an deren Arbeiten schöpferischen Anteil. Seinem Einfluß war der Anschluß der Rechten an die Feinde Robespierres unter den Montagnards und damit der Sturz des Diktators zu danken. Als Präsident des Konvents trat er 20. Mai 1795 dem Pöbel, der ihm das Haupt des ermordeten Deputierten Férand drohend entgegenhielt, mit Würde entgegen. Im Rate der Fünfhundert wurde er als Gegner des Direktoriums 18. Fructidor V (4. Sept. 1797) zur Deportation verurteilt. Er entzog sich derselben durch die Flucht, ward, 1799 von Bonaparte zurückberufen, Mitglied des Tribunats, 1805 Senator und Graf. Nach Napoleons Sturz erkannte er die Bourbonen an, wurde Pair und vertrat liberale Ansichten. B. war Mitglied der Akademie der Inschriften und schrieb: »Recherches sur la vie, etc., de Mr. de Malesherbes« (Par. 1819, 3 Bde.) und »Études littéraires et poétiques d'un vieillard« (1826, 6 Bde.).

2) François Antoine, Baron de, franz. Politiker, Enkel des vorigen, geb. 19. Febr. 1846 in Paris, gehört seit 1877 der radikalen Linken in der Kammer an. 1880–81 stellte er als Gesandter in Mexiko das gute Einvernehmen zwischen dieser Republik u. Frankreich wieder her.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 170.
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