Bormann

[229] Bormann, 1) Karl, preuß. Schulmann, geb. 26. Juni 1802 in Potsdam, gest. 31. Aug. 1882 in Berlin, studierte in Berlin Theologie, ward 1827 Rektor in Charlottenburg, dann Oberlehrer am Berliner Seminar für Stadtschulen, 1841 Direktor der mit Lehrerinnenseminar verbundenen Augustaschule, 1849–72 Provinzialschulrat zu Berlin. Von seinen Schriften war besonders die »Schulkunde« (Berl. 1855, 17. Aufl. 1872), nach den Stiehlschen Regulativen von 1854, verbreitet. Bormanns Organ war das seiner Zeit vielgelesene »Brandenburger Schulblatt«.

2) Eugen, Philolog, geb. 6. Okt. 1842 in Hilchenbach (Westfalen), studierte seit 1861 in Bonn und Berlin, widmete sich 1866–69 in Italien besonders epigraphischen Studien und wurde 1870 Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, 1881 Professor für alte Geschichte an der Universität in Marburg, 1885 Professor für alte Geschichte und Epigraphik und Direktor des archäologisch-epigraphischen Seminars in Wien. Seit 1867 in die Redaktion des »Corpus inscriptionum latinarum« eingetreten, hat er mitgewirkt an dem bisher erschienenen Teile des 6. Bandes (Inschriften der Stadt Rom, Berl. 1876ff.) und allein Bd. 11 bearbeitet (Inschriften der Emilia, Etruriens und Umbriens, das. 1888ff.). Auch redigiert er seit 1885 mit O. Benndorf die »Archäologisch-epigraphischen Mitteilungen aus Österreich-Ungarn«.

3) Edwin, Dichter und Schriftsteller, geb. 14. April 1851 in Leipzig, wo er nach zurückgelegten Studien auf dem Polytechnikum zu Dresden, den Universitäten Leipzig und Bonn gegenwärtig lebt. In dem Dialekt seiner Vaterstadt schrieb er charakteristische Gedichte und Humoresken voll packenden Humors (»Mei[229] Leibzig low' ich mir«, »Leibz'ger Allerlei«, »Biff! Baff! Buff!«, »I nu heern Se mal«, »De Säck'sche Schweiz« etc.); in hochdeutscher Sprache das humoristische Liederbuch »Seid umschlungen, Millionen« (Leipz. 1879), »Schelmenlieder« (das. 1883), »Das Büchlein von der schwarzen Kunst« (Stuttg. 1886), sodann »Liederhort in Sang und Klang« (illustriert, Leipz. 1888), »Klinginsland. Minnelieder und Spielmannsweisen« (das. 1891) u. a. Seit 1894 trat er als eifriger Verfechter der sogen. Shakespeare-Bacon-Theorie (s. Shakespeare) auf in den Werken: »Das Shakespeare-Geheimnis« (Leipz. 1894), »Der historische Beweis der Bacon-Shakespeare-Theorie« (das. 1897), »Der Lucretia-Beweis« (das. 1900), »Die Kunst des Pseudonyms« (das. 1901), »300 Geistesblitze und anderes von und über Bacon-Shakespeare-Marlowe« (das. 1902) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 229-230.
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