Borries

[238] Borries (spr. borr-jes), Friedrich Wilhelm Otto, Graf von, hannöv. Minister, geb. 30. Juli 1802 zu Dorum im Land Wursten, gest. 14. Mai 1883 in Celle, studierte 1820–23 die Rechte, verfocht, seit 1848 Regierungsrat bei der Landdrostei Stade, die Adelsvorrechte und erhielt November 1851 im Ministerium Schele das Departement des Innern, trat aber schon im April 1852 wieder zurück, um erst im Juli 1855 im Kabinett Kielmannsegge das Ministerium des Innern wieder zu übernehmen. Als rücksichtsloser Vertreter der Reaktion stellte er die Adelskammer wieder her, maßregelte die widerstrebenden Beamten und gewann durch Wahlbeeinflussung eine gefügige Mehrheit, die alle Oktroyierungen und auch die Domanialausscheidung zu gunsten der königlichen Kasse genehmigte. Während er sich den Adel mehr und mehr entfremdete, bekämpfte ihn die liberale Opposition heftig, namentlich als er 1. Mai 1860 gegen den Nationalverein (s.d.) selbst Bündnisse mit außerdeutschen Staaten als möglich bezeichnet hatte. König Georg erhob ihn wenige Wochen darauf in den erblichen Grafenstand. Indessen fiel B. aus Anlaß des Katechismusstreits, den die orthodoxe Partei ohne sein Wissen angestiftet hatte, beim König in Ungnade und erhielt im August 1862 seine Entlassung. Doch wurde er 1863 in die Erste Kammer gewählt und 1865 zum Präsidenten des Staatsrates ernannt. Nach der Annexion Hannovers wurde B. 1867 als Vertreter des hannöverschen Adels in das preußische Herrenhaus berufen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 238.
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