Budweis

[567] Budweis (tschech. Budějovice), Stadt im südlichen Böhmen, 392 m ü. M., an der Mündung der Maltsch in die von hier an schiffbare Moldau, über die eine eiserne Brücke führt, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Wien-Eger, B.-Weseli, B.-St. Valentin und B.- Salnau, besteht aus der innern Stadt und drei Vorstädten, hat einen großen, von Laubengängen umgebenen Ringplatz, einen Stadtpark mit Denkmälern Josephs II. und des Industriellen Lanna, einen Dom (1500) mit Glockenturm, eine gotische Marienkirche (1274), eine bischöfliche Residenz, ein altes u. ein neues Rathaus (mit Museum), ein Stadttheater, ein deutsches Vereinshaus und (1900) mit der Garnison (2155 Mann) 39,328 Einw. (40 Proz. Deutsche, 60 Proz. Tschechen).

Wappen von Budweis.
Wappen von Budweis.

Die Industrie umfaßt die Fabrikation von Steingutwaren, Tonöfen, Bleistiften, Maschinen und Metallwaren, Nägeln und Drahtstiften, Zündwaren, Goldleisten und Rahmen, Papier, Zucker, Bier, Spiritus, Kanditen, ferner Holzimprägnierung, Mühlenbetrieb, Buchdruckerei und ärarische Tabakfabrikation. Auch der Handel (in Getreide, Holz, Graphit) ist lebhaft. Die Stadt ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion, eines Revierbergamtes, eines Brigadekommandos, einer Handels- und Gewerbekammer, ferner eines Bischofs und eines Domkapitels, hat eine theologische Lehranstalt, ein deutsches und ein tschechisches Obergymnasium, eine deutsche und eine tschechische Oberrealschule, eine deutsche Lehrerbildungsanstalt, eine deutsche Handelsschule, eine deutsche und eine tschechische Ackerbauschule, ein Taubstummeninstitut, ein Waisenhaus etc. B. besitzt auch Gas- und Wasserleitung. In der Nähe nordwestlich der Stadt befinden sich fischreiche Teiche. Ostlich und nordöstlich liegen die Badeorte Gutwasser mit eisenhaltiger und Libnitsch mit Schwefelquelle, dann der ehemalige Silberbergort Rudolfstadt mit schöner Kirche, Artilleriedepot und (1900) 1463 Einw.; nördlich erhebt sich das prächtige Schloß Frauenberg (s.d.). – B. ward 1265 vom König Ottokar II. angelegt, erhielt 1547 ein Bergamt sowie eine Münzstätte und wurde von Ferdinand 11. wegen seiner Anhänglichkeit an ihn unter die Zahl der privilegierten Städte sowie von Joseph II. 1783 zum Bischofssitz erhoben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 567.
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