Camorra

[722] Camorra, geheime Verbindung im vormaligen Königreich Neapel, deren Zweck auf Geldgewinn durch Erpressungen bei allen Geschäften und in allen Ständen hinauslief. Die Erhebung einer Steuer von allen in Neapel eingehenden Lebensmitteln hatten die Camorristi förmlich organisiert. Reichen Gewinn machten sie als Schmuggler, aber auch zu Verbrechen ließen sie sich in Sold nehmen. Ihre feste Organisation, welche die Mitglieder zu ewiger Verschwiegenheit, zu treuer gegenseitiger Unterstützung und zum Gehorsam gegen die Führer verpflichtete, gab ihnen große Macht. Ferdinand II. von Neapel duldete die C. aus politischen Gründen. Franz II. verfolgte sie und ließ alle der Polizei bekannten Mitglieder deportieren, Garibaldi fand daher bei der Revolutionierung Unteritaliens an der C. Unterstützung. Vergeblich suchte die neue Regierung die C. im Polizeidienst nutzbar zu machen: sie wurde zur Parteigängerin der Bourbonen und bereitete durch Beförderung des Brigantentums der Regierung Viktor Emanuels große Schwierigkeiten. Nach Unterdrückung der bourbonischen Umtriebe bemächtigte sich die C. in Neapel der städtischen Verwaltung und beutete sie zu ihrem Vorteil aus; erst in neuester Zeit gelang es ihre Herrschaft über die Stadtverwaltung zu erschüttern. Vgl. Monnier, La C., notizie storiche (Flor. 1863); Umilta, C. et Mafia (Neuchâtel 1878); Alongi, La C. (Turin 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 722.
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