Capistrānus

[747] Capistrānus, Johannes, Franziskaner und Kreuzprediger, geb. 24. Juni 1386 zu Capistrano im Neapolitanischen, gest. 23. Okt. 1456, Sohn eines Kriegsmannes, war anfangs Jurist, trat aber in seinem 30. Jahr in den Franziskanerorden ein. Sein Eifer für die Kirche empfahl ihn den Päpsten Martin V., Eugen IV. und Felix V., in deren Auftrag er seit 1426 als Legat und Inquisitor gegen die häretische [747] Richtung seines Ordens, die vornehmlich in Neapel und dem Kirchenstaat verbreiteten Fratizellen, tätig war; zugleich stiftete er mit Bernhardin von Siena den Nebenzweig des Franziskanerordens von der strengen Observanz. 1451 schickte ihn Nikolaus V. als Legaten und Bußprediger sowie als Kämpfer gegen den Hussitismus nach Deutschland, wo er, obwohl seine lateinischen Reden dem Volke nur verdolmetscht wurden, tiefen Eindruck machte. Nach Böhmen ließ ihn zwar Georg Podiebrad nicht kommen, in Mähren aber bekehrte er viele Hussiten. In Schlesien wütete er gegen die Juden; auch nach Polen dehnte er seine Wirksamkeit aus. Vergebens blieb seine Kreuzpredigt gegen die Türken auf dem Frankfurter und Neustädter Reichstag von 1454. Zwei Jahre später trug er durch ein von ihm gesammeltes starkes Kreuzheer wesentlich zur Rettung des von den Türken belagerten Belgrad bei, starb aber bald darauf in Ujlak. Vgl. Müller, Des Franziskaners Joh. C. Mission unter den Hussiten (Leipz. 1867); E. Jacob, Johannes von Capistrano (Bresl. 1903,1. Teil).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 747-748.
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