Carleton

[764] Carleton (spr. karlt'n), William, irländ. Schriftsteller, geb. 1794 zu Prillisk in der Grafschaft Tyrone als der Sohn eines Landmanns, gest. 30. Jan. 1869 in Dublin, kam in seinem 17. Jahr in ein Erziehungsinstitut in Glaßlough. Eine Pilgerreise nach Lough Derg, dem sogen. Fegfeuer des heil. Patrick, veranlaßte ihn zu seinem ersten literarischen Versuch. 1848 ging er infolge der revolutionären Ereignisse auf mehrere Jahre nach Amerika. Seine in zahlreichen Auflagen erschienenen »Traits and stories of the Irish peasantry« (Dublin 1830, 2 Bde.) erhielten durch Neuheit des Inhalts und Frische der Schreibart den Beifall der Kritik und des Publikums; ebenso eine Fortsetzung (1832). In seinem Roman »Fardorougha the miser« (1839), der Geschichte eines armen Teufels, artet der Humor mitunter aus. Später gab C. eine Sammlung von Erzählungen (1841, 3 Bde.) heraus, von denen die launige Skizze »The misfortunes of Barney Branagon« sogleich ein Liebling des Publikums wurde. Die Erzählung »Valentine M'Clutchy« (1845, 3 Bde.) diente politischen und religiösen Zwecken, da sie zur Beförderung der Agitation für Lostrennung Islands und zur Verteidigung der katholischen Geistlichkeit bestimmt war. Es folgten: »Rody the rover« (1845); »The black prophet«, ein erschütterndes Gemälde der irischen Hungersnot von 1846 (1847; deutsch von Gerstäcker, Leipz. 1848, 2 Bde.); »The clarionet« (1852); »Red Hall« (1852, 3 Bde.); »The evil eye« (1860); »The double prophecy« (1862) u. a. Nach seinem Tod erschienen noch: »The fair of Emyvale and the master and scholar«, Erzählungen (1870) und »Farm ballads« (1873). Immer wußte C. die Leiden und Freuden seiner Landsleute lebendig und wirkungsvoll darzustellen. Vgl. O'Donoghue, The life of William C. (mit Carletons Selbstbiographie, Briefen etc., Lond. 1896, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 764.
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