Castell

[801] Castell, Dorf im bayr. Regbez. Unterfranken, Bezirksamt Gerolzhofen, Hauptort der bis 1803 reichsunmittelbaren Grafschaft C., am Steigerwald, hat eine evang. Kirche, ein fürstliches Residenzschloß, Burgruine, Mineralquelle, Obst- und Weinbau und (1900) 624 Einw. Dazu die Rettungsanstalt Trautberg. – Das nach C. benannte fränkische Dynastengeschlecht (im 11. Jahrh. Dei gratia) ward 1168 mit dem Oberstschenkenamte des Hochstifts Würzburg belehnt; seit 1205 führten seine Glieder den Grafentitel. Das Geschlecht ist somit das älteste Grafengeschlecht Bayerns. Wolfgang 1. (gest. 5. Juli 1546) kam 1528 in den Alleinbesitz der Grafschaft. Sein Sohn Konrad II. führte 1546 das evangelische Bekenntnis in Rüdenhausen, nach dem Religionsfrieden in der ganzen Grafschaft ein. 1597 teilte sich das Geschlecht in die Linien C.- Remlingen und C.-Rüdenhausen, die am 7. Febr. 1803 mit Friedrich Ludwig Karl Christian erlosch; ihr Landesanteil fiel an die Remlinger Hauptlinie: die Brüder Albrecht Friedrich Karl und Christian Friedrich, die Ahnherren der beiden heute noch blühenden Linien C.- Castell u. C.-Rüdenhausen. 1806 wurde das Haus mediatisiert und sein Besitz der Krone Bayern einverleibt; die Häupter des standesherrlichen Hauses C. führten das Prädikat »Erlaucht«, bis 12. März 1901 Prinz-Regent Luitpold die Häupter der beiden Linien mit dem Prädikat »Durchlaucht« in den erblichen Fürstenstand nach dem Rechte der Primogenitur erhob. Das jüngste Hausgesetz datiert vom 14. Juni 1861. Vgl. Wittmann, Monumenta Castellana, Urkundenbuch 1057–1546 (Münch. 1890); Fr. Stein, Geschichte der Grafen und Herren zu C. (bis 1528) (Schweins. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 801.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: