Chamfort

[870] Chamfort (spr. schangsōr), Sébastien Roch, eigentlich Nicolas, nannte sich später C., franz. Schriftsteller, geboren als natürliches Kind 1741 bei Clermont in der Auvergne, gest. 13. April 1794, diente der Revolution zuerst aufs eifrigste (der Ruf »Krieg den Palästen, Friede den Hüttenrührt von ihm her), arbeitete mit Sieyès und Mirabeau, wurde unter Roland Bibliothekar, dann angeklagt und eingekerkert und starb infolge eines Selbstmordversuchs. C. war berühmt durch seine geistreiche Konversation und seinen kaustischen Humor, doch ließen ihn seine krankhafte Empfindlichkeit, sein Stolz und sein geradezu cynischer Menschenhaß oft über das Ziel hinausschießen. Durch seine Erfolge in die vornehme Gesellschaft getragen (vier hohe Damen liebten ihn zu gleicher Zeit), hatte er schon mit 40 Jahren Geist und Körper vollständig erschöpft. 1781 wurde er Mitglied der Akademie. Von seinen Werken ist die Tragödie »Mustapha et Zéangir« (1777) voll rührender Szenen, sonst mittelmäßig. Von seinen übrigen Werken erwähnen wir als das beste die nach seinem Tod erschienenen »Pensées, maximes, anecdotes, dialogues« (1803, neue Ausg. 1860; deutsch, Leipz. 1797). Seine »Œuvres« gaben Ginguené (1795, 4 Bde.) und Auguis (1824–25, 5 Bde.) heraus, eine Auswahl Lescure (1879, 2 Bde.). Vgl. »Zeitschrift für neufranzösische Sprache«, Bd. 5 (Oppeln 1885); M. Pellisson, C., étude sur sa vie, etc. (Par. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 870.
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