Clovĭo

[198] Clovĭo, Giulio, zubenannt Macedo, Miniaturmaler, geb. 1498 zu Grizane in Kroatien, gest. 1578 in Rom, bildete sich 1516–19 in Italien in der Miniaturmalerei im Anschluß an Raffael und Michelangelo aus und wurde 1524 von König Ludwig II. von Ungarn nach Ofen als Hofmaler berufen. Hier blieb C. bis zur Schlacht von Mohács und kehrte dann nach Italien zurück. In Rom 1527 in die Gefangenschaft der Söldner Karls von Bourbon geraten, tat er das Gelübde, daß er, wenn er die Freiheit wieder erhalten sollte, der Welt entsagen wollte. Er ward demzufolge 1528 Mönch, ließ aber nach 3 Jahren sein Klostergelübde lösen und war dann für den Kardinal Grimani tätig, für den er unter anderm ein lateinisches Meßbuch (gegenwärtig im Besitz des Lords Holford in England) und ein Manuskript der Gedichte Petrarcas mit prächtigen Bildern versah (in der Bibliothek der Familie Trivulzio in Mailand). Der Kardinal Alessandro Farnese berief ihn im Namen des Papstes Paul III. 1540 nach Rom. Hier stattete C. Psalmen- und Meßbücher mit Miniaturen aus und lieferte auch selbständige Gemälde in dieser Art. Für Philipp II. von Spanien schmückte er ein Manuskript mit zwölf Szenen aus dem Leben Karls V. (jetzt im Britischen Museum zu London) und für den König von Portugal, Johann III., ein Psalmenbuch, wofür er 2000 Golddukaten erhielt. Sein bestes Werk, das er 1549 nach neunjähriger Arbeit vollendete, ist ein kleines Gebetbüchlein, dessen Einband Benvenuto Cellini besorgte. Dieses mit vielen Edelsteinen geschmückte und auf mehr als 30,000 Dukaten geschätzte Kunstwerk befindet sich in der Bibliothek des Museo Nazionale in Neapel. Vgl. I. v. Kukuljević-Sakcinski, Das Leben des G. C. (deutsch, Agram 1852); Bradley, The life, times and works of G. C. (Lond. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 198.
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