Cluseret

[199] Cluseret (spr. klüsrä), Gustave Paul, franz. Kommunist, geb. 13. Juni 1823 in Paris, gest. 21. Aug. 1900 bei Toulon, wurde 1843 Unterleutnant und zeichnete sich bei Bekämpfung des Juniaufstandes von 1848 aus. Er machte den Krimkrieg mit und diente dann in Afrika, nahm aber seinen Abschied und begab sich mit einer Schar Freiwilliger nach Italien, um Garibaldi bei der Eroberung Neapels beizustehen, trat 1861 als Oberst einer Freiwilligenschar in die Unionsarmee ein und ward Adjutant Mac Clellans und 1862 General. 1868 kehrte er nach Frankreich zurück und wurde Mitarbeiter mehrerer radikaler Blätter, sah sich aber durch gerichtliche Anklagen veranlaßt, nach England überzusiedeln. Nach der Revolution vom 4. Sept. 1870 ging er nach Lyon und Marseille, wo er vergeblich den sozialistischen Aufstand zu organisieren suchte. Als der Aufstand der Kommune in Paris 18. März 1871 ausbrach, eilte er dorthin, wurde 2. April zum Delegierten des Kriegswesens ernannt und leitete die Angriffe auf die Versailler Truppen 3. und 4. April, die mit einer Niederlage der Aufständischen endigten. Das Zentralkomitee behandelte er verächtlich. Er wurde daher der Bestechung durch die Versailler Regierung beschuldigt, seines Postens enthoben und nach dem Gefängnis Mazas gebracht. Am 24. Mai, als die Regierungstruppen schon in den Straßen von Paris kämpften, entkam er nach England, von da nach Amerika und in die Schweiz. Das Kriegsgericht zu Versailles verurteilte ihn in contumaciam zum Tode. 1880 amnestiert, kehrte er nach Frankreich zurück und wurde 1888 zum Mitgliede der Deputiertenkammer erwählt. C. schrieb: »Mémoires du général C. Le deuxième siége de Paris. La finde l'Empire« (Par. 1887–88, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 199.
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