Coniīn

[257] Coniīn C8H17N, Alkaloid, findet sich neben Methylconiin C9H19N, Conydrin C8H17ON, Pseudoconydrin C8H17ON und Coniceïn C8H15N im Schierling (Conium maculatum), wahrscheinlich an Apfelsäure gebunden, in allen Teilen der Pflanze, am reichlichsten in den nicht ganz reisen Früchten, und wird aus ihnen durch Destillation mit Soda abgeschieden. Die Ausbeute beträgt etwa 1 Proz. C. besitzt die Konstitution von Hexahydropropylpiperidin. Es bildet ein farbloses Öl vom spez. Gew. 0,844 bei 19°, erstarrt in der Kälte und schmilzt dann bei -2°, polarisiert nach rechts, riecht stark, widrig, zu Tränen reizend, schmeckt ekelhaft, scharf, tabakartig, löst sich schwer in Wasser, leichter in Alkohol und Äther, verflüchtigt sich an der Luft und siedet bei 165,8°, kann nur bei Abschluß der Luft unzersetzt destilliert werden. C. färbt sich an der Luft braun, ist brennbar, reagiert stark alkalisch und bildet mit Säuren kristallisierbare, in Wasser und Alkohol lösliche Salze. Es gehört zu den stärksten Giften und tötet unter allgemeiner peripherischer Lähmung durch Atmungslähmung. Auf der Haut erzeugt es Unempfindlichkeit, und auf Schleimhäute wirkt es ätzend. C. wird wie auch sein bromwasserstoffsaures Salz selten bei Asthma, Neuralgie, Keuchhusten, Trismus und Tetanus benutzt. C. wurde 1827 von Giesecke entdeckt, Hofmann stellte 1881 seine Konstitution fest und gab dadurch den Weg zur künstlichen Darstellung an. Ladenburg erhielt 1886 das erste künstliche C. und damit das erste künstlich dargestellte Alkaloid.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 257.
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