Giesecke

[831] Giesecke, 1) Karl Ludwig, Grönlandforscher, geb. 1761 in Augsburg, gest. 5. März 1833 in Dublin, war erst Jurist, dann Schauspieler und Theaterdichter in Wien, dann Mineralienhändler, darauf preußischer Bergrat und bereiste 1805 im Auftrag der grönländischen Handelskommission die Färöer und 1806–13 die Westküste Grönlands von Julianehaab bis Upernivik. 1814 wurde er Professor der Mineralogie in Dublin. Seinen Reisebericht gab Johnstrup heraus (»Mineralogiske Rejse i Grønland«. Kopenh. 1878, mit Beitrag von Rink).

2) Buchdrucker- und Schriftgießerfamilie. Christian Friedrich G. begründete 1819 mit Johann Gottfried Schelter eine Schriftgießerei zu Leipzig, die 1839 beim Austritt des letztern von G. allein übernommen und fortgeführt wurde; bei seinem 12. Juli 1850 erfolgten Tode ging sie auf seine beiden ältesten Söhne Karl Wilhelm Ferdinand G. (geb. 7. April[831] 1817, gest. 14. Juli 1893) und Bernhard Rudolf G. (geb. 23. Nov. 1826, gest. 25. Juli 1889) über. Unter ihrer Führung hob sich das Geschäft außerordentlich, gewann aber erst seine jetzige Bedeutung, als der Sohn des letztern, Georg G. (geb. 9. Febr. 1853), 1876 die technische Leitung übernahm und die Gießerei nach amerikanischem System reformierte. Mit der Gießerei ist eine Maschinenfabrik vereinigt, in der Buchdruckschnellpressen, die eignen Gießmaschinen, Hilfsmaschinen und Utensilien für den Buchdruckereibetrieb, mechanische Auszüge etc. gebaut werden. – Hermann G., geb. 9. April 1831, und Bruno G., geb. 14. Sept. 1835, Söhne von Christian Friedrich G., leiteten die unter der Firma »G. u. Devrient« zu Leipzig bestehende graphische Anstalt, die ersterer im Verein mit Alfons Devrient (geb. 21. Jan. 1821) 1852 gegründet, nach dessen Tode (21. April 1878) aber allein übernommen hatte, bis 1879 sein Bruder Bruno in das Geschäft trat, an dessen Leitung auch Alphons Devrient, ein Neffe des Mitbegründers (gest. 8. Okt. 1899 auf Capri), teilhatte; Hermann G. starb 31. Dez. 1900. An der Spitze der Firma steht jetzt Bruno G. Dieselbe pflegt vorzugsweise den seinen Werk- und Kunstdruck sowie den Druck von Wertpapieren, und wohl der größte Teil des früher kursierenden Papiergeldes der deutschen Kleinstaaten sowie auch vieler Zentral- und südamerikanischer Staaten ist aus seinen Pressen hervorgegangen. Auch eine Verlagshandlung ist mit dem Geschäft verbunden. Als bedeutende Leistungen im artistischen Werkdruck verdienen genannt zu werden: Tischendorfs »Codex Sinaiticus« der Bibel sowie Seidel, »Französische Kunstwerke des 18. Jahrhunderts im Besitze des Kaisers Wilhelm II.«; Furtwängler, »Die antiken Gemmen«, und der in lithographischem Faksimiledruck ausgeführte »Papyrus Ebers«. Auch auf kartographischem Gebiet leistet die Firma Hervorragendes.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 831-832.
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