Cumberland [6]

[371] Cumberland (spr. kömberländ), 1) Richard, engl. Moralphilosoph, geb. 1632 in London, wurde 1691 Bischof von Peterborough und starb daselbst 1718. C. ist in seinem Hauptwerk: »De legibus naturae disquisitio philosophica« (Lond. 1672, 3. Aufl. 1694), als Gegner von Hobbes aufgetreten, dessen egoistischem Selbsterhaltungstrieb er die wohlwollenden Neigungen des Menschen als Grundlage der Moral entgegensetzt. Der höchste Grad des Wohlwollens gegen alle vernünftigen Wesen erzeuge den möglichst glücklichen Zustand der Gesamtheit wie des Individuums.

2) Richard, engl. Schriftsteller, namentlich Bühnendichter, geb. 19. Febr. 1732 in Cambridge, gest. 7. Mai 1811 in Tunbridge Wells, Sohn des Bischofs von Kilmore, Denison C., und Enkel des berühmten Philologen Bentley, studierte in seiner Vaterstadt, war Geheimer Sekretär des Lords Halifax, dann Kronagent für die Provinz Neuschottland und Sekretär bei dem Handelskollegium, begab sich 1780 als geheimer Gesandter Englands an die Höfe von Madrid und Lissabon, zog sich aber 1781 nach Tunbridge zurück und widmete sich hier ausschließlich literarischen Beschäftigungen. Den Ruf seines ersten literarischen Versuchs, des Singspiels »8ummer's tale« (1765), verdunkelten bald seine Lustspiele: »The brothers« und »The Westindian« (1769), und noch heute zählt letzteres zu den besten Komödien Englands. Die vorzüglichsten seiner übrigen Lustspiele sind: »The fashionable lover«, »The Jew« (auf der deutschen Bühne durch Iffland und Devrient heimisch gemacht) und »The wheel of fortune«. Im Trauerspiel versuchte er sich mit »The battle of Hastings«. Weniger Glück hatte er in der epischen Poesie sowie mit seinen Romanen »Arundel« (1789) und »Henry« (1795), eher noch mit dem Gedicht »Calvary« (1792). Sein »Observer« war fast die letzte der moralischen Wochenschriften (zuerst Lond. 1785; besser 1798, 6 Bde.). Als letztes Werk schrieb er »Retrospection, a poem in familiar verse« (1811). C. wurde in der Westminsterabtei beigesetzt. Über sein Leben hat er selbst berichtet in den »Memoirs« (1807, 2 Bde.), die von Mudford in »Critical examination of the writings of C.« (1812, 2 Bde.) gröblich geplündert wurden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 371.
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