Bentley

[642] Bentley (spr. béntlĭ), 1) Richard, einer der größten philologischen Kritiker, geb. 27. Jan. 1662 in Oulton bei Wakefield in Yorkshire, gest. 14. Juli 1742 in Cambridge, studierte seit 1676 in Cambridge, wurde 1683 Lehrer zu Spalding in Lincolnshire, 1684 Erzieher bei dem Sohne des Dr. Stillingfleet, spätern Bischofs von Worcester, und begleitete diesen 1689 nach Oxford, wo er sich besonders mit den alten Klassikern beschäftigte. 1692 Hauskaplan Stillingfleets und Dozent einer von Boyle zur Verteidigung der natürlichen und geoffenbarten Religion gegründeten Stiftung, hielt er in »Eight sermons« der herrschenden Philosophie mathematische Beweise vom Dasein Gottes entgegen. 1694 wurde er Kustos der Bibliothek von St. James, 1700 Vorsteher des Trinity College in Cambridge, 1701 Archidiakonus in Ely, 1716 Professor der Theologie in Cambridge. B. ist der Begründer und Meister der divinatorischen Kritik, indem er ihre letzten Entscheidungen an den Maßstab des eignen Verstandes verwies. In der Metrik hat er die Bahn für G. Hermann gebrochen. Gegenüber der Boyleschen Ausgabe der Briefe des Phalaris (Oxf. 1695) bestritt er in »A dissertation upon the epistles of Phalaris, Themistocles, Socrates, Euripides and others, and the fables of Aesop« (in W. Wottons »Reflexions upon ancient and modern learning«, Lond. 1697) die Echtheit der Briefe und wies Boytes Gegenschrift in »A dissertation upon the epistles of Phalaris with an answer to objections of the Hon. Charles Boyle« (das. 1699; beide Abhandlungen mit Einleitung und Noten von W. Wagner, Berl. 1874; lateinisch von Dan. Lennep, Groningen 1777; deutsch von W. Ribbeck, Leipz. 1857) siegreich zurück. Hierauf erschienen: »Emendationes in Aristophanis Plutum et Nubes« (in der Küsterschen Ausgabe, Amsterd. 1710) und »Emendationes in Menandri et Philemonis reliquias« (unter dem Pseudonym »Phileleutherus Lipsiensis«, Utr. 1710). Sein Hauptwerk ist jedoch die Ausgabe des Horaz (Cambr. 1711; am besten hrsg. von Zangemeister, Berl. 1869). Ihr folgten die des Terenz, Phädrus und P. Syrus (Cambr. 1726; zuletzt von Vollbehr, Kiel 1846) und des Manilius (Lond. 1739). Nach seinem Tod erschien die unvollendete Ausgabe des Lucan (besorgt von Cumberland, Strawberry-Hill 1760; Glasg. 1816). Auch gab er 1732 auf Veranlassung der Königin Karoline Miltons »Paradise lost« mit allerdings willkürlichen Konjekturen heraus. Die Gesamtausgabe seiner Werke von Dyce (Lond. 1836, 3 Bde.) blieb unvollendet. Ausgewählte »Opuscula philologica« erschienen Leipzig 1781. Aus seinem Nachlaß in der Bibliothek des Trinity College zu Cambridge veröffentlichte Schröder die Emendationen zu Plautus (Heilbr. 1880). Vgl. Mähly, Richard B. (Leipz. 1868); Jebb, Rich. B. (Lond. 1882; deutsch von Wöhler, Berl. 1885).

2) Robert, Botaniker, geb. 25. März 1821 in Hitchin (Hereford), studierte in London Medizin, wurde 1847 Mitglied des College of surgeons und nacheinander Professor am King's College, an der Pharmaceutical Society und an der London Institution. Er schrieb: »Handbook of the British flora« ([858, 6. Aufl. 1892); »Principal plants employed in medicine« (1875 ff., mit Trimen, 4 Bde.); »Textbook of organic materia medica« (1887), gab mit Farre und Warington Pereiras »Manual of materia medica and therapeutics« (1854–55), mit Redwood und Attfield die »British Pharmacopoeia« (1885) heraus und redigierte 10 Jahre lang das »Pharmaceutical Journal«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 642.
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