Iffland

[744] Iffland, August Wilhelm, Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker, geb. 19. April 1759 in Hannover, gest. 22. Sept. 1814 in Berlin, wurde von seinen Eltern für das Studium der Theologie bestimmt, entwich aber 1777 heimlich nach Gotha, wo er Mitglied des Hoftheaters wurde und an Gotter einen freundschaftlichen Ratgeber sowie an Ekhof, Beck und Beil musterhafte Vorbilder fand. 1779 mit dem größten Teil des in Gotha verabschiedeten Schauspielerpersonals von dem Kurfürsten Karl Theodor für die Mannheimer Bühne gewonnen, erwarb sich I. hier und durch Gastvorstellungen bald einen Namen. Zerwürfnisse mit dem Intendanten, besonders aber die Kriegsereignisse veranlaßten ihn 1796, einem Ruf nach Berlin als Direktor des dortigen Nationaltheaters Folge zu leisten. Auf Grund der mannigfachen Verdienste, die er sich um die Verbesserung und Hebung der Berliner Bühne erworben, erhielt er 1811 den Rang eines Direktors der königlichen Schauspiele. Als Schauspieler zeichnete sich I. weniger durch Genialität als durch kunstvoll bis ins einzelne berechnete Darstellung aus. Am besten glückten ihm chargierte, hochkomische und gemütvoll rührende Rollen aus der Sphäre des Familien- und bürgerlichen Lebens. Zu hochtragischen und heroischen Rollen war er schon durch sein Äußeres weniger befähigt. Doch hat erz. B. als Wilhelm Tell Hervorragendes geleistet. Als Dramatiker ist er in der Sittenschilderung am bedeutendsten; seine Stücke leiden zwar an moralisierender Breite, zeichnen sich aber durch gründliche Bühnen- und Menschenkenntnis und eine anerkennenswerte gemütlich-sittliche Tendenz aus. Ifflands zahlreiche Aufsätze über Gegenstände der mimischen Kunst sind zum großen Teil in den »Fragmenten über Menschendarstellung« (Gotha 1785), in der »Theorie der Schauspielkunst« (Berl. 1815, 2 Bde.) und in seinem »Almanach fürs Theater« (das. 1806 bis 1811, 5 Bde.) zu finden. Von Ifflands unzählige Male gegebenen, vielfach übersetzten Bühnenstücken sind hervorzuheben: »Verbrechen aus Ehrsucht«, »Die Jäger«, »Die Hagestolzen«, »Dienstpflicht«, »Die Advokaten«, »Der Herbsttag«, »Die Mündel«, »Elise von Valberg«, »Die Aussteuer« und »Die Reise nach der Stadt«. Eine Sammlung seiner »Dramatischen Werke« erschien Leipzig 1798–1802, 16 Bände, mit Selbstbiographie (»Meine theatralische Laufbahn«, neu hrsg. von Holstein, Heilbr. 1885), der sich »Neue dramatische Werke« (Berl. 1807–09, 2 Bde.) anschlossen. Eine Auswahl enthalten die Ausgaben in 11 Bändchen (Leipz. 1827 bis 1828) und in 10 Bänden (das. 1844, neue Ausg. 1860). Noch lieferte I. »Beiträge für die deutsche Schaubühne in Übersetzungen und Bearbeitungen ausländischer Schauspieldichter« (Berl. 1807–15, 6 Bde.). »Briefe von I. und F. L. Schröder an den Schauspieler Werdy« veröffentlichte O. Devrient (Frankf. a. M. 1881). Vgl. Böttiger, Entwickelung des Ifflandischen Spiels in 14 Darstellungen auf dem Weimarischen Hoftheater (Leipz. 1796); Funck, Erinnerungen aus dem Leben zweier Schauspieler, Ifflands und Devrients (das 1838); K. Duncker, I. in seinen Schriften als Künstler, Lehrer und Direktor der Berliner Bühne (Berl. 1859); Koffka, I. und Dalberg (Leipz. 1865); Genée, Ifflands Berliner Theaterleitung (Berl. 1896); Stiehler, Das Ifflandsche Rührstück (Hamb. 1898); Lampe, Studien über I. als Dramatiker (Celle 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 744.
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