Czuczor

[402] Czuczor (spr. zutzor), Georg, ungar. Dichter und Gelehrter, geb. 17. Dez. 1800 zu Andód im Komitat Neutra, gest. 9. Sept. 1866 in Pest, trat 1824 in den Benediktinerorden, war 1825–35 Lehrer an den Gymnasien zu Raab und Komorn und lenkte durch seine Heldengedichte: »Die Augsburger Schlacht« (1824) und »Der Reichstag zu Arad« (Pest 1828) die Aufmerksamkeit auf sich. Später folgten: »Botond« (Pest 1831) und »Johann Hunyady« (2. Aufl., das. 1833). 1835 zum Sekretär der ungarischen Akademie erwählt, ging er nach Pest, wo 1836 seine »Poetischen Werke«, von Toldy gesammelt, erschienen. Ihr erotischer Inhalt wie auch Czuczors ungebundenes Leben bewirkten seine Zurückberufung ins Kloster und ein Verbot seiner Schriften, und erst 1842 erlangte er die Lehr- und Schreibfreiheit wieder. Er wurde 1845 von der Akademie mit der Ausarbeitung des großen akademischen Wörterbuchs beauftragt, einer Arbeit, der er jedoch nicht gewachsen war, und die nach seinem Tode von Fogarassy (s.d.) zu Ende geführt wurde. Wegen eines im »Kossuth Hirlapja« vom 21. Dez. 1848 abgedruckten und wild leidenschaftlichen Gedichts: »Riadó« (»Weckruf«), wurde C. im Januar 1849 von Windischgrätz zu sechsjährigem Festungsarrest in Eisen verurteilt, dann bei der Einnahme Ofens durch die Ungarn befreit und, nachdem er sich freiwillig wieder gestellt und einige Zeit auf der Festung Kufstein gesessen hatte, 1851 amnestiert. Außer den oben genannten Dichtungen hat C. volkstümliche Lieder, Balladen, Legenden und Elegien verfaßt. Seine gesammelten Gedichte erschienen in 3 Bänden (Pest 1858).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 402.
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