Ebŏli [2]

[345] Ebŏli, Ruy Gomez de Silva, Fürst von, span. Staatsmann, aus Portugal gebürtig, wurde Jugendfreund Philipps II. und nach dessen Thronbesteigung sein einflußreichster Ratgeber und der Führer einer Partei am Hofe, die dem Herzog von Alba und dessen Anhängern entgegengesetzt war. E. wurde mit dem Titel eines Herzogs von Estremera und Pastrana zum Granden von Spanien und zum Fürsten von E. (s. den vorhergehenden Art.) erhoben. Er schloß den Frieden von Cateau-Cambrésis ab, wurde Oberkammerherr des Infanten Don Carlos und spielte eine so bedeutende Rolle, daß man ihn den »König Gomez« nannte. Er starb 1572. Seit 1559 war er vermählt mit Ana de Mendoza y la Cerda (geb. 29. Juni 1540, gest. 2. Febr. 1592), die einem der ersten Adelsgeschlechter Spaniens angehörte. Schon bei Lebzeiten ihres Gemahls, dem sie zehn Kinder gebar, spielte die ebenso schöne wie herrschsüchtige Frau in den Parteiungen des Hofes eine einflußreiche Rolle. Doch blieb sie ihrem Gatten treu und widmete sich nach dessen Tode zunächst ausschließlich der Verwaltung ihres Vermögens und der Erziehung ihrer Kinder. Bald aber gewann ihr Ehrgeiz die Oberhand; sie trat mit Ant. Perez (s. d.) in enge Beziehungen und soll diesen zur Ermordung Escobedos (31. März 1578) angestiftet haben. Als darüber ein Streit zwischen Perez und seinen Gegnern am Hof entbrannte, reizte die Fürstin des Königs Zorn durch ihre Anmaßung, vielleicht auch durch Abweisung seiner Liebesanträge, und wurde daher gleichzeitig mit Perez 1579 verhaftet. Sie wurde erst auf der Burg Pinto gefangen gehalten, seit 1581 aber in ihrem Palast zu Pastrana in strenger Haft gehalten. Die Prinzessin E. in Schillers »Don Carlos« hat nur wenige Züge mit der geschichtlichen Persönlichkeit gemein. Vgl. Muro, Vida de la princesa de E. (Madr. 1877).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 345.
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