Ehrle

[417] Ehrle, Franz, kath. Theolog und Historiker, geb. 17. Okt. 1845 zu Isny, trat, im Jesuitenkolleg zu Feldkirch erzogen, 1861 in den Jesuitenorden ein, studierte 1865–68 in Maria Laach, wirkte als Lehrer im Jesuitenkolleg Feldkirch und studierte 1873–77 in Ditton Hall bei Liverpool Theologie. Nach einer praktisch-theologischen Tätigkeit begann E. 1882 Studienreisen durch die Handschriftensammlungen Europas und veranlaßte 1898 den Zusammentritt einer internationalen Konferenz zu St. Gallen, die über Maßnahmen zur Handschriftenerhaltung beriet. Seit 1878 lebt er in Rom, wo er 1895 zum Präfekten der Vatikanischen Bibliothek ernannt wurde, die er seit 1891 vollständig neu eingerichtet, vermehrt (auch durch 38,000 Münzen) und durch Veröffentlichungen zugänglich gemacht hat. Er schrieb unter anderm: »Zur Geschichte und Reform des Armenwesens« (Freiburg 1881); »Historiae bibliothecae romanorum pontificum tum Bonifatianae tum Avenionensis« (Rom 1889, Bd. 1); »Gli affreschi di Pinturicchio nell' appartamenti Borgia« (das. 1897; auch franz. 1899. mit Stevenson). Seit 1885 ist er Mitherausgeber der »Bibliotheca theologica et philosophiae scholastica«, mit Denifle gab er das »Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters« (Bd. 1–3. Berl. 1885–87; Bd. 4–7, Freiburg 1888–93) heraus, zu dem er zahlreiche wertvolle Arbeiten beigesteuert hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 417.
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