Eintagsfliegen

[470] Eintagsfliegen (Ephemeren, Ephemeriden, Haste, Ephemeridae), Insektenfamilie aus der Ordnung der Falschnetzflügler, sind zarte, schlanke, weichhäutige Tiere mit sehr großen, geteilten Augen, großen Nebenaugen (s. Taf. »Auge I«, Fig. 5), kurzen, borstenförmigen Fühlern, rudimentären Mundteilen, großen, dreieckigen Vorderflügeln, kleinen, gerundeten, bisweilen fehlenden, auch mit den vordern verwachsenen Hinterflügeln, zarten Beinen, drei sehr langen, borstenförmigen, gegliederten Afterfäden am Hinterleib und zwei Geschlechtszangen am vorletzten Segment des Männchens. Die E., bei denen unter Tausenden von Männchen nur wenig Weibchen vorkommen, schweben an Sommerabenden oft in großen Scharen am Ufer der Flüsse, sitzen am Tage ruhig an Pflanzen, nehmen keine Nahrung zu sich und sterben nach der auf dem Wasser erfolgten Begattung und Eiablage (wenige Stunden nach der Beendigung der über mehrere Jahre sich hinziehenden Metamorphose). Die Larven sind lang, flach gedrückt, mit langen Fühlern, blatt- oder büschelartigen Kiemen an den Seiten der Hinterleibssegmente und langgefiederten Schwanzborsten. Sie sind sehr gefräßig, bauen in den Uferwänden Röhren, meist zwei nebeneinander, mit hinten durchbrochener Scheidewand oder leben frei im Wasser. Das dem Wasser entstiegene Tier (Subimago) häutet sich mit Einschluß der Flügel noch einmal und bildet damit eine ganz alleinstehende Ausnahme unter allen Insekten. Einige Arten erscheinen in solcher Menge (Aust), daß man Äcker damit düngt. Die ausgewachsenen Larven werden oft als Köder beim Fischfang verwendet und heißen deshalb Uferaas (zur Äsung dienend). Die gemeine Eintagsfliege (Ephemera vulgata L., s. Tafel »Falschnetzflügler«, Fig. 1), bis 20 mm lang, mit drei gleichlangen, gelbbraunen, dunkel geringelten Schwanzborsten, braun, am Hinterleib orangefarbig gefleckt und mit braun gegitterten Flügeln, erscheint im Mai in ungemein großen Scharen. An der Elbe lockt man die E. mit Fackeln an, kehrt die mit verbrannten Flügeln niederfallenden mit Besen zusammen, entfernt die Flügel durch Sieben und bringt die Tiere als Vogelfutter (Weißwurm) in den Handel. Das Uferaas (Palingenia horaria L., Fig. 3), 10–12 mm lang, gelblichweiß, mit beim Männchen verkürzter mittlerer Schwanzborste und weißen, nicht durchsichtigen, licht geäderten, schwärzlich gerandeten Vorderflügeln, erscheint oft in solcher Menge, daß Felder und Wiesen wie mit frischem Schnee bedeckt erscheinen. Palingenia longicauda Oliv. (Ephemera flos aquae Ill.), 2,4 cm lang, mit zwei weißen, sehr langen Schwanzborsten beim Männchen, goldgelb mit tiefbraunem Hinterleibsrücken und trübe lichtbraunen Flügeln, tritt in Ungarn an den Ufern der Theiß (Theißblüte) massenhaft auf.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 470.
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