Enzĭo

[849] Enzĭo (ital. für Heinz, Heinrich), König von Sardinien, natürlicher Sohn des Kaisers Friedrich II., geb. um 1220, das Ebenbild und der Liebling seines Vaters, ward 1238 mit der sardinischen Fürstin Adelasia, Witwe des Ubaldo Visconti, trotz des vom Papst Gregor IX. dagegen erhobenen Widerspruchs vermählt, worauf er den Titel eines Königs von Torre und Gallura annahm, den er um 1243 mit dem Titel eines Königs von Sardinien vertauschte und weiterführte, obwohl Adelasia sich 1243 mit dem Papst aussöhnte und die Scheidung ihrer Ehe mit E. erwirkte. Tatsächlich verweilte E. allerdings nur wenige Monate auf der Insel, da er, 1239 von seinem Vater zum Generallegaten in Italien ernannt, an den Kämpfen Friedrichs den namhaftesten Anteil nahm. Noch 1239 begann er trotz des gegen ihn geschleuderten Bannstrahls die Eroberung der Mark Ancona, 1240 nahm er an der erfolgreichen Belagerung von Ravenna und Faenza teil; am 3. Mai 1241 besiegte er bei der Insel Monte Cristo unweit Elba mit der kaiserlichen und pisanischen Flotte die genuesische, nahm drei päpstliche Legaten, zahlreiche Äbte, Bischöfe und Erzbischöfe, die zur Kirchenversammlung nach Rom reisen wollten, gesangen und machte reiche Beute. Seit 1242 war E. in der Lombardei tätig und[849] namentlich bei den Kämpfen um die Wiederunterwerfung des 1247 abgefallenen Parma beteiligt. So war es der härteste Schlag für den Kaiser, als E. 26. Mai 1249 bei Fossalta von den Bolognesen gefangen genommen wurde. E. ward in Bologna im Palast des Podesta gefangen gehalten und mit der seinem Rang entsprechenden Rücksicht behandelt. Er unterhielt lebhaften Verkehr mit den Edlen Bolognas; aber die Erzählungen späterer Schriftsteller über ein von ihm in der Gefangenschaft angeknüpftes Liebesverhältnis mit der schönen Lucia da Viadagola, aus dem das berühmte Geschlecht der Bentivoglio entsprossen sein soll, sind unhistorisch, und auch die oft wiederholte Überlieferung von dem Versuch zweier Freunde, den Gefangenen in einem leeren Wein saß aus der Hast zu entführen, wobei eine seiner blonden Locken, zum Spundloch heraushängend, entdeckt worden sei und den Fluchtversuch vereitelt habe, entbehrt genügender Beglaubigung. E. starb 14. März 1272 in der Gefangenschaft; er hinterließ drei Töchter, von denen zwei wahrscheinlich illegitim waren. Sein tragisches Schicksal lieferte E. Raupach den Stoff zu einer Tragödie, A. Dulk zu einer Oper (komponiert von Abert). Vgl. Großmann, König E. (Berl. 1883); Blasius, König E. (Bresl. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 849-850.
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