Großmann

[426] Großmann, 1) Gustav Friedrich Wilhelm, Schauspieler und Schauspieldichter, geb. 30. Nov. 1746 in Berlin, gest. 20. Mai 1796 in Hannover, ward preußischer Legationssekretär in Danzig und privatisierte dann in Berlin, wo er mit Lessing bekannt wurde. Infolge einer Wette schrieb er hier sein Lustspiel »Die Feuersbrunst« in drei Tagen und errang damit einen glänzenden Erfolg, der durch seine in acht Tagen geschriebene Tragödie »Wilhelmine von Blondheim« noch gesteigert wurde. Auf einer Reise nach Gotha 1774 von der Seylerschen Schauspielergesellschaft veranlaßt, in der Rolle des Riccaut de la Marlinière in »Minna von Barnhelm« aufzutreten, fand er solchen Beifall, daß er sich fortan ganz der Schauspielkunst widmete. 1778 übernahm er die Leitung der Bühne in Bonn, gründete aber 1784 eine neue Gesellschaft, mit der er mehrere Orte, zuletzt Hannover, besuchte. Von seinen Lustspielen sind noch zu nennen: »Henriette Adelheid von Veltheim«, »Die Ehestandskandidaten«, »Nicht mehr als sechs Schüsseln«. – Seine Gattin Karoline Sophie Auguste, geborne Hartmann, geb. 25. Dez. 1752 in Gotha, leitete mit ihrem Gatten die Direktionsgeschäfte, trat auch kurze Zeit selbst als Schauspielerin auf und starb 28. März 1784 in Bonn. Durch ihren frühern Gatten, Flittner, war sie Mutter der Schauspielerin Friederike Bethmann.

2) Christian Gottlob Leberecht, Theolog, geb. 9. Nov. 1783 in Prießnitz bei Kamburg, gest. 29. Juni 1857 in Leipzig, wurde 1822 Diakonus und Professor in Schulpforta, 1823 Generalsuperintendent, Oberhofprediger und Konsistorialrat in Altenburg. 1829 Superintendent, Professor der Theologie und Pastor an der Thomaskirche zu Leipzig. Seit 1833 Mitglied der sächsischen Ersten Kammer, hat er die Sache des Fortschritts stets vertreten und namentlich auch für eine selbständigere Stellung der Kirche im Staat seine Stimme erhoben. Vor allem aber ist die Gründung der Gustav Adolf-Stiftung (s. d.) sein Werk. Unter seinen Schriften sind außer Predigten hervorzuheben: »Quaestiones Philoneae« (Leipz. 1829, 2 Bde.); »Über eine Reformation der protestantischen Kirchenverfassung« (das. 1833).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 426.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: