Großmann

[716] Großmann, 1) Gustav Friedr. Wilhelm, geb. 1744 in Berlin; war erst preußischer Legationssecretär in Danzig, privatisirte dann in Berlin u. trat in Gotha als Schauspieler auf, leitete seit 1779 die Direction des Theaters in Bonn, später in Frankfurt a.M., verlor durch den dortigen Theaterbrand sein Vermögen, wurde Theaterdirector in Hannover, Bremen u. Pyrmont u. wegen Anhänglichkeit an die Revolution u. weil er Persönlichkeiten auf die Bühne gebracht hatte, verhaftet, jedoch wieder freigelassen u. st. 1796 in Hannover; er schr. mehrere Lustspiele: Wilhelmine von Blondheim; Die Feuersbrunst; Nicht mehr als 6 Schüsseln etc. 2) Karoline Sophie Auguste, geb. Hartmann, geb. 1752 in Gotha, vorher mit Flittner verheirathet, von dem sie Mutter der Friederike Bethmann wurde, heirathete nachher G. 1); sie selbst betrat nur selten das Theater, sondern leitete die Directionsgeschäfte mit u. st. 1784; Lebensbeschreibung von Neefe. 3) Christian Gottlob Lebrecht, geb. 9. Nov. 1783 zu Prießnitz im Meiningschen (damals Altenburgisch), wo sein Vater Prediger war, erhielt seine Vorbildung in Schulpforta, studirte seit 1802 in Jena Theologie, rettete nach der Schlacht von Jena (Oct. 1806), als eine Anzahl Einwohner von Prießnitz auf Grund eines falschen Verdachts, daß in Prießnitz durchpassirende Franzosen ermordet worden wären, auf Davousts Befehl erschossen werden sollten, diesen durch seine Unerschrockenheit das Leben (die ebenfalls von Davoust besohlene Einäscherung des Dorfes konnte er nicht verhindern), wurde 4806 Substitut seines Vaters, 1811 Pfarrer in Gröbitz bei Weißenfels, 1822 Diakonus u. Professor in Schulpforta, 1823 Generalsuperintendent, Oberhofprediger u. Consistorialrath in Altenburg, 1829 an Tzschirners Stelle Superintendent, Professor der Theologie u. Pastor an der Thomaskirche in Leipzig, 1832 zugleich Domherr des Hochstiftes Zeitz, später von Meißen, seit 1833 Mitglied der ersten Kammer der königlich sächsischen Ständeversammlung, wo er stets im Sinne eines edlen Liberalismus u. für die Förderung der Sache der Humanität sprach, u. st. 29. Juni 1857 in Leipzig. Eins seiner Hauptverdienste ist die Gründung des Gustav-Adolf-Vereins (s.d.). Er schr.: De procuratore parabola J. Christi ex re provinciali Rom. illustrata, Lpz. 1823; Quaestiones Philoneae, P. I. u. II., ebd. 1829; Über die Reformation der protestantischen Kirchenverfassung, ebd. 1833; De Judaeorum disciplina arcani, P. I. et II., ebd. 1833–34; De philosophia Sadducacorum, P. I. – III., ebd, 1636–38; Eine Biographie erschien Lpz. 1657. 4) Julie Florentine von G., geb. Menzel, geb. 1790 zu Freistadt in Niederschlesien, verlor ihren Vater früh, zog mit ihrer Mutter nach Grünberg, wurde 1808 Erzieherin in Dresden, besuchte 1810 Weimar, verheirathete sich 1812 mit dem sächsischen Lieutenant a. D. Max von G., mit welchem sie seit 1816 in Breslau lebt. Sie schr.: Die Schleichhändler, Berl. 1829; Das Haus Torelli, ebd. 1836, 2 Thle.; Prüfungen, Bunzl. 1837; Hazardspiele in Erzählungen, ebd. 1837; Gedichte, Bresl. 1839 etc.; außerdem viele Beiträge in Taschenbüchern u. in Zeitschriften. 5) Adolph Bernhard Karl, Sohn von G. 3), geb. 1817 in Gröbitz, studirte 1834–38 in Leipzig u. bis 1840 in Göttingen u. Berlin Theologie, wurde 1841 Katechet an der Peterskirche in Leipzig, 1842 Schriftführer des Gustav-Adolf-Vereins, 1846 Pfarrer in Püchau bei Wurzen u. ist jetzt (1859) Superintendent in Grimma.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 716.
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