Bethmann [1]

[686] Bethmann, eine aus den Niederlanden wegen Religionsverfolgung ausgewanderte, erst in dem Städtchen Nassau, später in Frankfurt a. M. angesiedelte Familie, aus welcher das berühmte Banquierhaus in Frankfurt a. M., den 2. Jan. 1745 gestiftet, hervorgegangen ist. Der Vater der die Firma gründenden Brüder war Simon Moritz B., nassauischer Amtmann, geb. 1687, gest. 1725. Seine drei Söhne wurden von einem Oheim mütterlicherseits, Jakob Adami, Kaufmann in Frankfurt a. M., erzogen u. erbten dessen nicht unbedeutendes Vermögen u. Geschäft. Der älteste derselben Johann Philipp B., geb. 1715, associirte sich 1748 mit seinem jüngsten Bruder Simon Moritz, geb. 1721, u. nahm die Firma Gebrüder B. an, während der zweite Bruder Johann Jakob, geb. 1717, sich in Bordeaux etablirte. Der einzige Sohn Joh. Philipps, kaiserlicher Rath u. Bankier (gest. 1793), war Simon Moritz, geb. 1768, welcher das Geschäft seines Vaters u. Oheims, der kinderlos starb, übernahm. Die politisch vielbewegte Zeit kam seinem speculativen Sinne u. seinem geschäftlichen Scharfblick zu Hülfe, um die Geldoperationen seiner Handlung in einem größeren Maaßstabe auszudehnen. Er war bald einer der bedeutendsten Finanzmänner seiner Zeit, negociirte verschiedene Staatsanlehen, wurde vom Kaiser Franz von Österreich geadelt u. vom Kaiser Alexander von Rußland zum Staatsrath u. Generalconsul ernannt. Während der französischen Herrschaft wirkte er besonders segensreich für die Stadt, indem er sein Ansehn aufbot, um die napoleonischen Kriegsbedrückungen soviel wie möglich von ihr abzuwenden. Als Freund u. Kenner der Kunst u. Beförderer wissenschaftlichen Strebens erwarb er sich einen wohlverdienten Ruf. Er verband mit seiner geschmackvoll eingerichteten Villa bei Frankfurt das sogenannte Bethmannsche Museum, in welchem sich nebst anderen Kunstschätzen die berühmte Statue der Ariadne von Dannecker befindet (s. Frankfurt a. M.). Er st. 1826. Sein ältester Sohn u. Nachfolger im Geschäft u. jetziger Chef desselben ist: Heinrich Alexander Moritz, Freiherr v. B., geb. 8. Oct. 1811 u. 1854 in den badenschen Freiherrenstand erhoben. Die Vatersschwester des Letzteren, Susanne Elisabeth, war vermählt mit Johann Jakob Hollweg, welcher das Bethmannsche Wappen annahm u. die Linie Bethmann-Hollweg (s.d.) stiftete.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 686.
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