Fünfkirchen

[209] Fünfkirchen (ungar. Pécs, spr. pētsch), königliche Freistadt mit Munizipium im ungar. Komitat Baranya, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Budapest-F. und der Bahnen F.-Barcs und F.-Mohács, liegt malerisch am Abhang des Mecsekgebirges, ist Sitz eines römisch-kath. Bischofs und Domkapitels und hat 5 Klöster und 12 Kirchen, darunter die prachtvolle Basilika (eins der interessantesten romanischen Baudenkmäler aus dem 12. Jahrh., 1543–1686 eine Moschee), 1880–92 nach Plänen des Wiener Dombaumeisters F. Schmidt größtenteils neu erbaut. An die Türkenzeit mahnen heute noch die Pfarr- und Spitalkirche und die Johanneskapelle (ehemals Moscheen), letztere mit einem gut erhaltenen Minarett. Von großer archäologischer Bedeutung sind die unlängst aufgefundene unterirdische Grabkapelle und Katakomben der ersten Christengemeinde aus der Römerzeit. F. hat (1901) 43,982 magyarische und deutsche Einwohner (Römisch-Katholische), mehrere Fabriken (darunter die Littkesche Champagnerfabrik, Orgelfabrik und die berühmte Zsolnaysche Majolikafabrik), lebhaften Handel, bedeutenden Wein-, Obst- und Tabakbau, eine Anzahl höherer Lehranstalten (bischöfliches Seminar, theologische Diözesanlehranstalt, Rechtsakademie, Obergymnasium des Cistercienserordens, staatliche Oberrealschule, Landwehrkadettenschule, Lehrerpräparandie, Handelsschule), mehrere Bibliotheken, ein Museum, 4 Spitäler, 3 Waisenhäuser und ein neues Theater. Dem Begründer der Rechtsakademie, Bischof Jgn. Szepesi, wurde 1893 eine Statue (von G. Kiß) errichtet; ebenso dem Fabrikanten Zsolnay (von Strobl). Es ist Sitz des Komitats, einer königlichen Gerichtstafel, einer Finanz-, Post- und Telegraphendirektion und einer Handels- und Gewerbekammer. In der Nähe liegen Marmorbrüche und Steinkohlenbergwerke, deren größtes (mit 3094 Arbeitern und einer Ausbeute von 6,077,351 mehr. Ztr. Steinkohlen und 388,960 Ztr. Briketts) ein Gebiet von 1761 Hektar umfaßt und der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft gehört. Die Umgebung der Stadt ist sehr schön und auffallend quellenreich. 11 km nordwestlich liegt die berühmte Abaligeter Höhle (s.d.). – F., eine der ältesten ungarischen Städte, ist reich an römischen und türkischen Altertümern (s. oben). Zur Römerzeit hieß es Sopianae, während der fränkischen Zeit Quinque Ecclesiae (daher der deutsche Name). Das Bistum wurde 1009 gegründet. 1543 nahmen die Türken F. den Ungarn ab, und erst 1686 wurde es von den Kaiserlichen zurückerobert. Bis 1526 bestand und blühte hier eine 1367 von Ludwig I. gestiftete Universität. 1691 siedelten sich Bayern und Schwaben in F. und Umgebung an. 1780 erhob Maria Theresia F. zur königlichen Freistadt. Vgl. Haas, Gedenkbuch der Stadt F. (Fünfk. 1852); I. Kiß, Führer durch F. (ungar. 1894); Henßlmann, Die Altertümer Fünfkirchens (Bd. 1); Pet. Gerecze, Der Fünfkirchner Dom (1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 209.
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