Fachklassen

[259] Fachklassen, gewerbliche, d. h. einzelne, höhern Unterrichtsanstalten angehängte Klassen, die unter Voraussetzung eines gewissen Grades allgemeiner Bildung der unmittelbaren Vorbildung ihrer Schüler für das gewerbliche Leben dienen. Seit 1879 wurden in Preußen derartige F. an Oberreal- und Realschulen (nach jetziger Bezeichnung) als Mittelform zwischen niedern Fachschulen und technischen Hochschulen errichtet. Wie jene unmittelbar für die niedern Stufen der Praxis (Vorarbeiter, Werkmeister etc.) und diese für die höchsten technischen Stellungen, so sollten die F. mittlere technische Beamte, wie Betriebsaufseher, Fabrikleiter etc., vorbilden. Sie setzten die Realschule oder dementsprechend die sechs untern Jahrgänge der Oberrealschule, bis Untersekunda einschließlich, als durchlaufen voraus, führten die Zöglinge durch zwei einjährige Klassen ihrem Ziel entgegen und schlossen mit einer Abgangsprüfung vor staatlicher Kommission. Ähnliche Kombinationen von F, mit Realschulen verschiedener Stufen finden sich in Österreich. Nachdem der Verein deutscher Ingenieure auf seiner Hauptversammlung zu Karlsruhe 1889 sich grundsätzlich gegen die angelehnten F. zugunsten selbständiger technischer Mittelschulen entschieden hatte, ist diese Art der gewerblichen Mittelschulen in Preußen (1897) aufgegeben u. inzwischen überall eingegangen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 259.
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