Fangvorrichtungen

[311] Fangvorrichtungen, Vorrichtungen, die bei Aufzügen oder bei der Seilförderung in Bergwerken das Herabstürzen der Förderschale in den Schacht verhüten sollen, falls durch einen Zufall das Aufzugs- oder Förderseil reißen sollte. Solche Zufälle können eintreten: wenn die Förderschale zu hoch über die Hängebank gehoben wird; bei unzulässiger Abnutzung des Förderseiles; bei Brüchen, die irgendwo in der Fördereinrichtung vorkommen (Verbindungsteile der Förderschale mit dem Seil, Seilscheibenachse, Schachtleitungen etc.); endlich wenn die abwärtsfahrende Förderschale einen Augenblick im Schachte hängen bleibt und dann bei schlaff gewordenem Seil (sogen. Hängeseil) plötzlich wieder ins Seil fällt. Die wesentlichsten Bestandteile der sehr mannigfachen Arten von F. (Münzner, Hypernie, White u. Grant, Lessing, Hoppe u. v. a.) sind immer erstens eine Feder (Blatt- oder Spiralfeder), die, mit dem Förderseil in Verbindung stehend, durch das Gewicht der Förderschale in gespanntem Zustand gehalten wird, und zweitens die sogen. Fänger, die bei Bruch des Förderseiles durch die entspannte Feder gegen die Führung der Förderschale (Schachtleitungen) angepreßt werden, wodurch die Förderschale mehr oder weniger plötzlich aufgehalten werden soll. Diese Fänger sind entweder exzentrische, an ihren Umfängen mit Zähnen versehene Scheiben (White u. Grant) oder Messer (Münzner) oder auch glatte Backen, die durch eine kniegelenkartige Bewegung an die Schachtleitungen angepreßt werden (Hoppe, Lessing). Die Einrichtung ist in allen Fällen so, daß die entspannte Feder die Fänger nur eben an die Schachtleitungen heranbringt, während das weitere Eingreifen durch die Reibung der Fänger an den Schachtleitungen und das Gewicht der Förderschale erfolgt. Die erstgenannte Art der Fänger sucht die Förderschale möglichst rasch aufzuhalten, während die beiden andern Arten mehr bremsend wirken (Fallbremsen) und daher die Schale erst auf etwas längerm Wege zum Stillstand bringen. Der Vorteil dieser bremsend wirkenden Vorrichtungen besteht namentlich darin, daß, falls bei eintretendem Seilbruch sich etwa Personen auf der Schale befinden sollten, eine Gefährdung für Leben und Gesundheit dieser Personen weniger leicht eintritt als bei den plötzlich und mit Stoß wirkenden Exzenter-F.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 311.
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