Fellenberg

[407] Fellenberg, Philipp Emanuel von, um Erziehungswesen und Landwirtschaft hochverdient, geb. 27. Juni 1771 in Bern aus patrizischem Geschlecht, gest. 21. Nov. 1844 in Hofwil, Schüler Pfeffels in Kolmar, studierte in Tübingen Rechte und Philosophie, reiste längere Zeit zu weiterer Ausbildung und hielt sich dann in Paris auf. Heimgekehrt, wurde er nacheinander vom heimischen Patriziat, gegen dessen engherziges Regiment er geschrieben hatte, und von den Franzosen bei deren Einfall 1798 geächtet, aber bald zurückgerufen und als Gesandter nach Paris geschickt, wo er erfolgreich für Erleichterung der Schweiz wirkte. Bald aber trat er freiwillig vom politischen Schauplatz ab, um, früher im Elternhaus empfangener Anregung folgend, von da an sein Leben der Hebung und Veredelung des Volkes zu widmen. Er kaufte 1799 gemeinschaftlich mit seinem Vater das Gut Hofwil in der Nähe von Bern, das er nach des Vaters Tode (1801) ganz an sich brachte, und suchte durch Musterwirtschaft und landwirtschaftliche Schriften belehrend auf seine Umgebung zu wirken. Mit dem landwirtschaftlichen Betrieb verband er nach und nach eine ganze Anzahl von Lehr- und Erziehungsanstalten: für verwahrloste Kinder (mit Wehrli 1804), für junge Landwirte (1807), für Lehrer und für Söhne höherer Stände (1808), eine Armenkolonie für Knaben (1816) etc. Seine Gattin errichtete eine entsprechende Anstalt für Mädchen. Zweimal wurde versucht, diese Anstalten mit denen Pestalozzis zu verschmelzen (1804 und 1817), allein die Männer fanden sich nicht zusammen. 1820 trat F. in den Großen Rat seines Kantons, wurde 1831 dessen Präsident, auch Mitglied des Erziehungsdepartements und des Verfassungsrats, 1833 Landammann von Bern, zog sich aber nach einigen leidenschaftlichen Fehden wieder ganz in seine Anstalten zurück und starb mitten in seiner gemeinnützigen Tätigkeit. Die Fellenbergschen Anstalten bestehen, teilweise als Besitz seiner Nachkommen, teilweise als Fellenberg-Stiftung (begründet 1871), in verkleinertem Umfang noch fort. F. gab heraus: »Landwirtschaftliche Blätter von Hofwyl« (Aarau 1808–17, 5 Hefte); »Der dreimonatliche Bildungskurs« (Bern 1833); »Staatswirtschaftliche Blätter« (das. 1841ff.); »Pädagogische Blätter von Hofwyl« (das. 1843, 2 Hefte). Vgl. Hamm, Fellenbergs Leben und Wirken (Bern 1845); Schöni, Der Stifter von Hofwyl (Schaffh. 1874); V. A. Huber in Gelzers »Protestantischen Monatsblättern«, 1867; Elvers Victor Aimé Huber, Bd. 1 (Brem. 1872); Hunziker, Pestalozzi und F. (Langensalza 1879); Wiget, Das pädagogische Leben in Hofwyl (im »Jahrbuch des Vereins für wissenschaftliche Pädagogik«, Bd. 11, 12 u. 14, das. 1879–82).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 407.
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