Fergusson [2]

[428] Fergusson (spr. förgössen), 1) Robert, schott. Dichter, geb. 5. Sept. 1750 in Edinburg, gest. daselbst 16. Okt. 1774, studierte in St. Andrews Theologie, gab diesen Beruf aber auf, um eine Schreiberstelle in einer Kanzlei anzunehmen. Seine Gedichte brachten ihm bald Namen und anregende Verbindungen; doch mehrten sich bei ihm Anzeichen des Irrsinns, dem er nach einem Sturz über die Treppe vollends erlag. Seine Gedichte schließen sich häufig an alte Volksmelodien an; er ist der unmittelbare Vorläufer von Burns. Die erste Ausgabe seiner »Poems« erschien 1773, dann 1789 (Perth, 2 Bde.) u. ö.; die beste Sammlung seiner »Works« ist die von A. B. Grosart (1851, mit Biographie). Einzelnes übersetzte Ed. Fiedler in seiner »Geschichte der volkstümlichen schottischen Liederdichtung« (Zerbst 1846). Ein Neudruck der Grosartschen Biographie erschien in der »Famous Scots Series« (Lond. 1898).

2) James, engl. Architekt und Schriftsteller, geb. 1808 zur Ayr in Schottland, gest. 9. Jan. 1886 in London, widmete sich zuerst dem Kaufmannsstand und lebte mehrere Jahre in Indien. Zum Studium der ältern Baukunst machte er dann Reisen im Orient, als deren Frucht sein Werk »Illustrations of the rock-cut temples of India« (Lond. 1845, von ihm. selbst illustriert) erschien. Später folgten: »Essay on the ancient topography of Jerusalem« (1847); »Picturesque illustrations of ancient architecture in Hindostan« (1848) und »Historical inquiry into the true principles of art« (1849). Das hierzu gesammelte Material hat er später auch zu dem »Illustrated handbook of architecture« (1855, 2 Bde.) benutzt und dieses in der Folge zu der »History of architecture in all countries« (3. Aufl. 1894, 5 Bde.) erweitert. Es folgten: »The palaces of Niniveh and Persepolis restored« (1851); »History of the modern styles of architecture« (1862; 3. Aufl. von Kerr, 1891, 2 Bde.); »The mausoleum at Halicarnassus« (1862); »Rude stone monuments in all countries« (1872); »Cave temples in India« (mit Burgeß, 1880); »The Parthenon« (1883); »The temple of Diana at Ephesus« (1883); »Das Erechtheion und der Tempel der Athene Polias in Athen« (hrsg. von Schliemann, Leipz. 1880) u. a.

3) Sir William, Chirurg und Anatom, geb. 20. März 1808 zu Prestonpans in Schottland, gest. 10. Febr. 1877 in London, studierte zu Edinburg, begann 1831 Vorlesungen über Anatomie, wurde 1836 Chirurg an der dortigen Royal Infirmary, 1840 Professor der Chirurgie am King's College und Chirurg am Hospital dieses Instituts in London. 1870 wurde er zum Präsidenten des Royal College of Surgeons erwählt, und eine Zeitlang fungierte er dort als Professor der Chirurgie und Anatomie. Er arbeitete über Aneurysmen, Resektion, Lithotomie und Lithotritie und erfand zahlreiche chirurgische Instrumente. Er schrieb: »System of practical surgery« (5. Aufl., Lond. 1870); »Lectures on the progress of anatomy and surgery« (1867). Seine Biographie schrieb H. Smith (Lond. 1877).

4) Sir James, Baronet, brit. Staatsmann, geb. 1832, studierte in Oxford, diente von 1851–55 als Offizier bei den Gardegrenadieren, wurde in der Schlacht von Inkerman verwundet und trat 1855 aus der Armee. Er gehörte seit 1854 der konservativen Partei im Unterhaus an, war von 1866–67 Unterstaatssekretär für Indien und 1867–68 Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern. 1868–1873 war er Gouverneur von Südaustralien, 1873 bis 1874 Gouverneur von Neuseeland und 1880–85 Gouverneur von Bombay. Im November 1885 wurde er wieder ins Parlament gewählt und war 1886–91 Unterstaatssekretär des Auswärtigen, dann bis zum August 1892 Generalpostmeister.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 428.
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