Flamingo [2]

[656] Flamingo (Flaming, Flammant, Phoenicopterus L.), einzige Gattung aus der Familie der Flamingos (Phoenicopteridae) und der Ordnung der Watvögel, schlank gebaute Vögel mit sehr langem Hals, großem Kopf, etwas mehr als kopflangem, hohem, dickem, von der Mitte an in stumpfem Winkel herabgebogenem, nur an der Spitze hartem Schnabel mit gezahnten Schneiden, sehr langen, dünnen Beinen, drei durch eine Schwimmhaut verbundenen Vorderzehen und einer kurzen, schwachen Hinterzehe, mittellangen Flügeln und kurzem Schwanz. Der F. (P. roseus Pall.), 130 cm lang, 170 cm breit (das Weibchen ist viel kleiner), weiß, sehr zart rosenrot überhaucht, am Oberflügel karminrot, an den Schwingen schwarz, an der Wurzel rosenrotem, an der Spitze schwarzem Schnabel und karminroten Füßen, bewohnt die Länder des Mittelmeers, Vorder- und Mittelasien, geht südlich bis zu den Inseln des Grünen Vorgebirges und bis Südasien und wird zuweilen bis Deutschland verschlagen. In Sardinien und Sizilien weilt er vom August bis April, ohne zu brüten, und an den Strandseen der südlichen Mittelmeerküste ist er Standvogel. Er erscheint stets in Scharen von Hunderten oder Tausenden; meist steht er bis über das Fersengelenk im Wasser auf einem Bein, den Hals eigentümlich verschlungen vor die Brust gelegt, den Kopf unter den Schulterfedern der Flügel verborgen. Er nährt sich von Schnecken, Würmern, Krebsen, kleinen Fischen und Pflanzenstoffen, rührt mit den Füßen den Grund auf und senkt den Schnabel in den Schlamm, um zu gründeln. Er baut sein Nest im Wasser aus Schlamm und Wasserpflanzen als kegelförmigen Haufen, der etwa 30–40 cm über die Oberfläche des Wassers hervorragt, oder scharrt auf einer flachen, mit niedrigem Gestrüpp bewachsenen Insel eine Mulde aus. Das Weibchen legt zwei weiße Eier, die 30–32 Tage von beiden Eltern bebrütet werden. Das Fleisch des jungen Flamingos ist wohlschmeckend und in Nordägypten sehr beliebt. Die Römer schätzten Zunge und Hirn als Leckerbissen. In der Gefangenschaft hält sich der F. sehr gut. Andre Arten leben in Mittel- und Südamerika.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 656.
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