Fontanes

[752] Fontanes (spr. fongtān'), Louis, Marquis, de franz. Dichter und Staatsmann, geb. 6. März 1757 in Niort, gest. 17. März 1821 in Paris, ging nach vollendeten Studien nach Paris, wo er sich den Enzyklopädisten anschloß und sich bald einen geachteten Dichternamen erwarb. Beim Ausbruch der Revolution redigierte er mehrere Journale, z. B. den »Mercure français« und den »Modérateur«, in denen er die Anarchie zu bekämpfen suchte. Nach Lyon übergesiedelt, verfaßte er die 20. Dez. 1793 dem Konvent überreichte Adresse zugunsten dieser Stadt, ward aber deshalb proskribiert und entging dem Tode nur durch die Flucht. Nach dem 9. Thermidor wurde er Professor der Zentralschule und 1795 Mitglied des Instituts. Als Mitredakteur des »Mémorial« nach dem 18. Fructidor zur Deportation verurteilt, entfloh er nach London, wo er mit Chateaubriand enge Freundschaft schloß. Nach dem 18. Brumaire kehrte er in sein Vaterland zurück, redigierte wieder den »Mercure français« und wurde von Napoleon mit der Lobrede auf Franklin (1800) betraut. 1802 in den Gesetzgebenden Körper und 1804 zum Präsidenten dieser Versammlung gewählt, entfaltete er in dieser Stellung große Rednergaben. 1810 wurde er zum Senator ernannt und von Napoleon in den Grafenstand erhoben. Seiner an Charakterlosigkeit streifenden Gewandtheit gelang es, sich bei der Restauration zu behaupten; er verfaßte 1814 die Absetzungsurkunde Napoleons und ward dafür von Ludwig XVIII. zum Pair, Marquis und Mitglied des Staatsrats ernannt. Seine Hauptstärke beruht in seinen Reden, seinen politischen und kritischen Journalartikeln. Die glänzendste Rede hielt er 1814 als Großmeister der Universität bei der allgemeinen Preisbewerbung. Seine Poesien, die seinerzeit wegen ihrer Formvollendung viel gerühmt wurden, sind fast in Vergessenheit geraten. Beifall fanden seine beschreibenden Gedichte: »La forêt de Navarre«, »Le verger« etc. Außerdem nennen wir: »Poeme sur l'Éditen faveur des non-catholiques« (1789); eine Übersetzung des »Essai sur l'homme« von Pope (1783) und »La Grèce sauvée« (unvollendet). Sainte-Beuve gab F.' »Œuvres« heraus (Par. 1839, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 752.
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