Fréron

[90] Fréron (spr. -róng), 1) Elie Catherine, franz. Kritiker, geb. 24. Jan. 1718 in Quimper, gest. 10. März 1776 in Paris, war eine Zeitlang Professor am College Louis le Grand, trat dann mit dem Abbé Desfontaines in Verbindung und gründete 1746 das Journal »Lettres de la comtesse de ***«, das, 1749 unterdrückt, ersetzt wurde durch »Lettres sur quelques écrits du temps«, und 1754 die »Année littéraire«, die er bis 1776 leitete. Er kämpfte für Thron und Altar und, unterstützt von beiden, gegen die Zeitliteratur und die Enzyklopädisten; besonders gegen Voltaire richtete er seine heftigsten AngriffeLe pauvre diable«), während dieser ihn in dem Stück »Le Café, ou l'Écossaise« mit polizeilicher Erlaubnis öffentlich verhöhnte. Seine übrigen Schriften sind durchaus mittelmäßig. Vgl. Barthélemy, Les confessions de F., sa vie, etc. (Par. 1876).

2) Louis Stanislas, franz. Journalist, Sohn des vorigen, geb. 1765 in Paris, gest. 1802 in Santo Domingo, setzte nach des Vaters Tod mit Royon, Geoffroy u. a. die »Année littéraire« bis 1790 (292 Bde.) fort. Mit Begeisterung warf er sich der Revolution in die Arme und gab den berüchtigten »Orateur du peuple« heraus. In der Nationalversammlung, im Konvent und im Klub der Cordeliers schloß er sich Danton an, vollzog im Dezember 1793 in Toulon die Rache an der royalistischen Bevölkerung mit fürchterlicher Grausamkeit, ward aber Robespierre verdächtig und trug nun zu dessen Sturz bei. Von da an verfolgte er mit gleicher Wut die Terroristen, ja verhandelte mit den Monarchisten; allein seine Rolle war ausgespielt. Seine Wahl in den Rat der Fünfhundert wurde kassiert. Von Bonaparte erhielt er 1802 eine Unterpräfektenstelle zu Santo Domingo. Er schrieb zur Rechtfertigung seines Verfahrens im Jahre 1793: »Mémoire historique sur la réaction royale et sur les malheurs du Midi« (Par. 1796, neue Ausg. 1824).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 90.
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