Fußkuß

[232] Fußkuß ist die ursprüngliche, mit Niederwerfen verbundene Begrüßung der Herrscher in despotischen Staaten, namentlich des Orients. Im Abendland führten ihn erst die spätern römischen Kaiser ein, und in der alten christlichen Kirche wurden durch ihn die Bischöfe geehrt. Seit dem 8. Jahrh. verlangten ihn die Päpste von weltlichen Machthabern als Zeichen der Unterwerfung unter die geistliche Macht. Bei der Krönung zum römischen Kaiser, z. B. der Heinrichs VI. 1191, küßten Kaiser und Kaiserin mit allen weltlichen und geistlichen Baronen dem Papst die Füße. Seit Gregor VII. wurde der F. als Ehrenbezeigung von allen Besuchern des Papstes gefordert, und noch jetzt reicht der Papst den Pantoffel mit den Kreuzeszeichen den Katholiken zum F., nur bei regierenden Fürsten wird eine Ausnahme gemacht. Sehr gebräuchlich ist der den Heiligenbildern gewidmete F. in katholischen Ländern. In Spanien ist das Füßeküssen (besar los piés) die Höflichkeitsformel, deren man sich bisher brieflich und mündlich gegen Frauen und vor alters auch gegen Könige und Granden bediente.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 232.
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