Galvanographie

[304] Galvanographie, eine von Fr. v. Kobell in München 1840 erfundene Methode, bildliche Darstellungen in Tuschmanier durch den Kupferdruck ohne Ätzen, Radieren od. dergl. zu vervielfältigen. Die Zeichnung wird auf eine polierte Silberplatte oder eine versilberte Kupferplatte aufrecht, wie sie beim Druck erscheinen soll, aufgetragen und zwar so, daß die ganz lichten Partien als reine Silberfläche weiß bleiben und die dunklern mit der etwas körperhaften Farbe ein- oder mehreremal übermalt werden. Dann bringt man die Platte in ein galvanisches Kupferbad, wo sich das leitend gemachte Relief abformt. Der hinreichend stark gewordene Kupferniederschlag bildet eine vollkommene Kopie der Platte und läßt sich behandeln wie jede gestochene Kupferplatte, kann auch noch durch Radiernadel, Grabstichel oder Polierstahl vervollkommt werden. Die vertieften Stellen (die dem Farbenauftrag der Silberplatte entsprechen) nehmen die Farbe für den Druck auf der Kupferdruckpresse an. Die Druckplatten können auch durch Zeichnung mit chemischer Kreide auf eine gerauhte (roulettierte) Kupferplatte mit nachfolgender Abformung hergestellt werden. Vgl. Kobell, Die G. (2. Aufl., Münch. 1846). Die G. kam später außer Gebrauch, wurde aber seit 1895 von dem Maler Hubert Herkomer zur Herstellung von Kunstblättern wieder angewendet (Herkotypie). Pretsch in Wien benutzte zuerst die Photographie zur Herstellung von Galvanographien (Photogalvanographie, s. d.). Duncan Dallas in London hat das Verfahren 1873 wieder aufgenommen, die Herstellung der Druckplatten indes durch Zuhilfenahme des Ätzens wesentlich beschleunigt; er nannte sein Verfahren Dallastypie, welcher Name indes nicht mehr gebräuchlich ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 304.
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