Geissel

[496] Geissel, Johannes von, Kardinal und Erzbischof von Köln, geb. 5. Febr. 1796 zu Gimmeldingen in der Rheinpfalz, gest. 8. Sept. 1864 in Köln, Sohn eines Winzers, seit 1818 Priester, wirkte als Kaplan in Hambach, dann als Lyzealprofessor in Speyer, beschäftigte sich lebhaft mit der belletristischen Tagesliteratur, dichtete selbst und schrieb u. a. die geschichtlichen Monographien: »Der Kaiserdom zu Speyer« (Mainz 1826–28, 3 Bde.) und »Die Schlacht von Hasenbühl und das Königskreuz bei Göllheim« (1836) und wurde 1837 deshalb zum korrespondierenden Mitglied der Münchener Akademie ernannt. Nachdem er 1826 Kanonikus, 1836 Domdechant, 1837 Bischof von Speyer geworden, wurde er wegen seiner gemäßigten Haltung 1841 Koadjutor des in freiwilliger Verbannung lebenden Erzbischofs Clemens August von Köln, um den kirchlichen Frieden wiederherzustellen, und 1846 Erzbischof daselbst. Friedrich Wilhelm IV., ihm in mancher Beziehung geistesverwandt, schenkte ihm seine besondere Gunst und verlieh ihm auch den Schwarzen Adlerorden. Die Ausbildung der Geistlichen brachte G. in streng kirchlich-ultramontane Bahnen. Unter seiner Leitung versammelten sich 1848 die deutschen Bischöfe in Würzburg und forderten und erlangten Unabhängigkeit der Kirche von der Staatsgewalt. Zur Belohnung erhielt G. 1850 den Kardinalshut. Das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Mariä verkündete er 1854 mit großem Pomp und erklärte 1860 durch ein Provinzialkonzil die Infallibilität des Papstes für eine Lehre der Kirche. Mit dem Staat stand G. immer in gutem Einvernehmen. Die »Schriften und Reden von Johannes Kardinal von G.« gab Dumont heraus (Köln 1869–76, 4 Bde.), der auch die »Diplomatische Korrespondenz über die Berufung des Bischofs I. v. G.« (Freiburg 1880) veröffentlichte. Vgl. Pfülf, Kardinal von G., aus seinem handschriftlichen Nachlaß geschildert (Freiburg 1895–96, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 496.
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