Adlerorden

[114] Adlerorden. 1) Der weiße A. in Rußland, ursprünglich ein polnischer Orden, hat nur Eine Klasse, ist uralten Ursprungs, wurde 1705 von König August II. erneuert und 1815 in der polnischen Verfassung vom russischen Kaiser als König von Polen für den ersten des Reiches erklärt, durch das organische Statut vom 26. Febr. 1832 aber in die Reihe der russischen versetzt, wo er als der dritte rangiert. Das Ordenszeichen besteht in einem schwarzen vergoldeten Doppeladler mit der Kaiserkrone, auf dem ein rot emailliertes Kreuz liegt, auf dem wiederum ein weißer Adler ruht. Es wird an einem breiten hellblauen Band über die rechte Schulter getragen, dazu ein goldener Stern mit der Devise »Pro fide, rege et lege« (»Für den Glauben, den König, das Gesetz«) um ein Kreuz im Mittelschilde auf der Brust. Der Orden verleiht den erblichen Adel. – 2) Der schwarze A., 1701 bei der Krönung Friedrichs I. gestiftet, der höchste Orden im preußischen Staate, besteht aus Einer Klasse und verleiht den Erbadel. Das Ordenszeichen ist ein blaues achtspitziges Kreuz mit Adlern in den Winkeln und der Namenschiffer F. R. (Fridericus Rex) im goldenen Schilde (s. Tafel »Orden I«, Fig. 20). Der Orden wird an einem orangefarbigen Band über die linke Schulter getragen. Dazu gehört auf der Brust ein silberner achtspitziger Stern (Fig. 22) mit schwarzem Adler in orangefarbenem Feld und der Devise »Suum cuique« (»Jedem das Seine«). Die Kette besteht aus Adlern mit Donnerkeilen und vierfach gekröntem Namenszug, umschlungen von blauem Band und der Devise im Schilde. Die Ritter sind zugleich Großkreuze des roten Adlerordens. Bei Festen roter Samtmantel. Vgl. L. Schneider, Das Buch vom Schwarzen A. (Berl. 1870); Hengst, Die Ritter des schwarzen Adlerordens (das. 1900). – 3) Der rote A., unter dem Namen Ordre de la sincérité 1705 vom Erbprinzen Georg Wilhelm von Brandenburg gestiftet, ward 1792 zum zweiten preußischen Orden erhoben und umfaßt 5 Klassen in 40 Abstufungen. Die Insignien sind ein weiß emailliertes achteckiges Kreuz, auf dessen weißem Mittelschild sich vorn der gekrönte rote Adler, auf der Kehrseite die Chiffer F. W. mit darüber gesetzter Krone befindet (s. Tafel »Orden I«, Fig. 13), und das von allen Klassen, nur in verschiedener Große, an einem weiß gewässerten Bande mit breiten, orangefarbigen Streifen und schmalen weißen Rändern getragen wird. Die Großkreuze tragen ein achtspitziges Kreuz mit vier goldenen, rot emaillierten Adlern in den Ecken und einen Goldstern; die Kette besteht aus 25 Gliedern von gekrönten Schilden und goldenen, durch Schwert und Zepter gekreuzten Kränzen. Die Ritter der ersten Klasse tragen außer dem Kreuz am Kordon auf der linken Brust einen silbernen achtspitzigen Stern mit dem roten Adler, auf dessen Brust das hohenzollernsche Wappen mit der Umschrift »Sincere et constanter« (»Aufrichtig und standhaft«) sich befindet; die zweite Klasse teilt sich in solche mit und ohne Stern. Rittern der dritten Klasse kann eine am Ring über dem Kreuze zu tragende Schleife, Rittern der drei ersten Klassen eine Verzierung von Eichenlaub gegeben werden, wenn sie zuvor niederere Grade gehabt; beides nur Preußen. Für im Feld erworbene Verdienste wird der Orden mit Schwertern verliehen. Erhält der Betreffende eine höhere Klasse dieses Ordens, so werden die Schwerter am Ringe der Klasse getragen. Die Ritter erster Klasse tragen das Ordenszeichen an einem breiten Band um die Schulter, die der zweiten Klasse um den Hals, die der dritten und vierten Klasse an schmälerm Band im Knopfloch.[114] 1900 wurde dem Orden eine Rote Adlerordenmedaille affiliiert, die Unteroffizieren der Leibkompagnie des 1. Garderegiments verliehen wird. Vgl. L. Schneider, Der rote A. (Berl. 1868); Höftmann, Der preußische Rote A. (das. 1879). – 4) Weißer A., serb. Orden, gestiftet 22. Febr. 1882 vom König Milan I. zur Erinnerung an die Proklamierung des serbischen Königtums, in fünf Klassen und mit Statut 23. Jan. 1883 versehen. Die Dekoration besteht in einem von einer Königskrone überragten, weiß emaillierten, doppelköpfigen, gekrönten Adler mit goldenen Fängen, belegt mit einem ovalen roten Mittelschild mit weiß emailliertem Kreuze, zwischen dessen Armen sich vier goldene Feuerstrahlen befinden.

Adlerpult (Dom zu Aachen).
Adlerpult (Dom zu Aachen).

Aus der Krone flattern hinter den Adlerköpfen blaue Bänder herab. Der ovale Mittelschild des Reverses zeigt das goldene, gekrönte Monogramm M I und darüber ein blaues Band mit der serbischen Legende: »22. Februar 1882«. Die fünfte Klasse trägt die Dekoration von mattem Silber. Die beiden ersten Grade tragen einen Bruststern von Gold, achtstrahlig und diamantiert, auf dem der Orden liegt. Das Ordensband ist rot mit zwei schmalen lichtblauen Streifen (s. Tafel »Orden II«, Fig. 27). – 5) Der von Kaiser Maximilian 1. Jan. 1865 gestiftete mexikanische A. ist seit Maximilians Tod erloschen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 114-115.
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